Den Durchblick behalten – auch wenn die Augen altern

Alters­sich­tig­keit: Spätestens mit 50 Jahren brauchen die meisten eine Lesebrille

Düsseldorf 24.07.2018 Manche bemerken schon mit 40 Jahren, dass das Lesen schwierig wird, bei anderen geht es erst ein paar Jahre später los. Im Alter von 50 Jahren wissen die allermeisten Menschen, was es heißt, alterssichtig zu sein. Der Augenarzt Christian Theinert vom Pressereferat des Berufs­ver­bands der Augenärzte Deutschlands (BVA) erklärt, warum spätestens jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, den Augenarzt aufzusuchen.

Wer bisher stets gute Augen hatte und auch ohne Sehhilfe alles scharf sehen konnte, ist zunächst irritiert: Kleine Schrift lässt sich plötzlich nicht mehr entziffern, erst wenn man den Text etwas weiter von den Augen entfernt hält, erscheinen die Buchstaben klarer. Beim Blick auf ein Tablet- oder Smartphone-Display kann man ja meist einfach vergrößern, was man sich anschauen will, aber wer beim Einkaufen die Inhaltstoffe eine Produkts überprüfen will, gerät in Schwie­rig­kei­ten, vor allem, wenn die Beleuchtung nicht optimal ist.

Der Grund für diese Probleme ist die normale Alterung des Auges. In der Jugend ist die Linse des Auges weich und elastisch. Sie kann sich verformen, so dass das Auge sich an unter­schied­liche Sehent­fer­nun­gen anpassen kann. Beim Blick in die Ferne ist sie flach, beim Blick auf ein Objekt in unmittelbarer Nähe wölbt sie sich stärker. Diese Fähigkeit, Augenärzte sprechen von der Akkommodation, geht nach und nach verloren. Die Linse wird immer steifer und die für die Nahsicht notwendige Anpassung funktioniert nicht mehr.

Viele Menschen behelfen sich zunächst mit einer einfachen Lesehilfe, die es im Super- oder Drogeriemarkt zu kaufen gibt. Herr Theinert erklärt, dass diese Lesehilfen in der Regel allenfalls für eine kurze Lesedauer und vor­über­ge­hend geeignet sind: „Auf Dauer ist eine fachgerecht angepasste Lesebrille besser geeignet, die die individuellen Beson­der­hei­ten wie bei­spiels­weise eine Verkrümmung der Hornhaut (Astigmatismus) oder den Pupil­le­n­ab­stand berück­sich­tigt.“

Wenn die Alters­sich­tig­keit (Presbyopie) einsetzt, ist es sinnvoll, zunächst eine Auge­n­a­rzt­pra­xis aufzusuchen. Denn bei einer fach­ärzt­li­chen Untersuchung können nicht nur die Sehschärfe und der Bedarf für eine Lesebrille ermittelt werden. Es lässt sich auch abklären, ob die Augen abgesehen von der Alters­sich­tig­keit gesund sind. Einige Krankheiten, die das Augenlicht bedrohen können, treten mit zunehmendem Alter häufiger auf. Das gilt unter anderem für das Glaukom (Grüner Star), bei dem ganz allmählich der Sehnerv abstirbt. Diese Krankheit verläuft lange ohne Beschwerden. Sie verursacht keine Schmerzen. Die Patienten bemerken auch die von der Krankheit her­vor­ge­ru­fe­nen Ausfälle im Gesichtsfeld zunächst nicht, die erst am Rand entstehen und erst im späten Stadium im Zentrum des Sehfelds bemerkbar sind. Dadurch entstandene Schäden lassen sich nicht rückgängig machen und unbehandelt droht die Erblindung. Ab dem Alter von 40 Jahren empfehlen Augenärzte deshalb eine Früh­er­ken­nungs­un­ter­su­chung. Sie umfasst die Untersuchung des Sehnervs und die Messung des Augen­i­n­nen­drucks. So lassen sich Anzeichen für das Glaukom schon erkennen, bevor das Sehvermögen bedroht ist hat. Die Krankheit wird meistens mit Augentropfen behandelt. In schweren Fällen stehen auch Laserein­griffe oder chirurgische Verfahren zur Verfügung. Über die gesamte Bandbreite der Behand­lungs­mög­lich­keiten wird der Augenarzt im Fall einer Glaukom-Diagnose kompetent beraten. Andere Krankheiten, die mit zunehmendem Alter häufiger auftreten sind die Katarakt (Grauer Star) und die Alters­abhängige Makula­degeneration (AMD). Auch hierüber schafft eine auge­n­ärzt­li­che Untersuchung Klarheit.

Woche des Sehens vom 8. Bis 15. Oktober

Die Mög­lich­kei­ten, das Sehvermögen bis ins hohe Alter zu bewahren, sprechen Augenärzte auch bei der „Woche des Sehens“ an. Dies ist eine Auf­klä­rungs­kam­pa­gne, die bundesweit vom 8. bis 15. Oktober stattfindet. In diesem Jahr lautet ihr Motto „Mit anderen Augen“. Unter der Schirm­herr­schaft der bekannten Fern­sehjour­na­lis­tin Gundula Gause machen Initiatoren und Unterstützer der Aktionswoche auf die Bedeutung guten Sehvermögens, die Ursachen vermeidbarer Blindheit sowie die Lage von blinden und seh­be­hin­der­ten Menschen in Deutschland und den Ent­wick­lungs­län­dern aufmerksam.

Getragen wird die Kampagne von der Christoffel-Blin­den­mis­sion, dem Deutschen Blinden- und Seh­behinderten­verband, dem Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, dem Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit, der Deutschen Ophthal­molo­gischen Gesellschaft, dem Deutschen Verein der Blinden und Seh­be­hin­der­ten in Studium und Beruf sowie der PRO RETINA Deutschland. Unterstützt wird sie zudem von der Aktion Mensch, ZEISS und der VANDA Phar­ma­ceu­ti­cals Germany GmbH. www.woche-des-sehens.de

Quelle: Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V., Pres­se­spre­cher Dr. Ludger Wollring

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