AMD: Melatonin beeinflusst Entwicklung und Progression

Eine US-amerikanische Studie hat ergeben, dass die Einnahme von Melatonin das Risiko für die Entwicklung einer alters­be­ding­ten Makula­degeneration (AMD) senken sowie die Progression einer bestehenden nicht­ex­su­da­ti­ven AMD verlangsamen könnte.

Frühere wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chun­gen haben gezeigt, dass Melatonin nachweislich mehreren Prozessen entgegenwirkt, von denen bekannt ist, dass sie die AMD begünstigen. Bislang war aber noch unklar, ob Melatonin einen Nutzen gegen AMD haben kann. Deshalb haben US-amerikanische Wis­sen­schaft­ler untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen einer Melatonin-Sup­ple­men­tie­rung und dem Risiko der Entwicklung oder dem Fortschreiten der AMD besteht.

Für diese retrospektive Kohor­ten­stu­die griffen die Forscher auf Daten von TriNetX zurück, einer nationalen Datenbank mit anony­mi­sier­ten elek­tro­ni­schen Krankenakten von stationären und ambulanten Gesund­heits­ein­rich­tun­gen in den USA. Ein­ge­schlos­sen wurden Patienten im Alter von 50 Jahren oder älter, 60 Jahren oder älter und 70 Jahren oder älter ohne Vorgeschichte von AMD und mit nicht-exsudativer AMD. Auf der Grundlage des Vor­han­den­seins von Melatonin-Medi­ka­ti­ons­co­des innerhalb der Daten zwischen dem 14. November 2008 und dem 14. November 2023 wurden die Patienten in die Melatonin-Gruppe oder in die Kon­troll­gruppe eingeteilt.

Die Wis­sen­schaft­ler führten ein Propensity-Score-Matching (PSM) durch, um die Kohorten anhand von demo­gra­fi­schen Variablen, Komor­bi­di­tä­ten und der Einnahme von Nicht-Melatonin-Hypnotika abzugleichen. Nach dem PSM verglichen die Forscher die Melatonin- und die Kon­troll­ko­horte miteinander, um die Risi­ko­ver­hält­nisse und die 95 Prozent-Koin­zi­den­z­in­ter­valle für das Auftreten eines Ergebnisses zu ermitteln. Für die AMD-naive Gruppe wurde das Ergebnis als eine neue Diagnose einer AMD definiert, während für die Gruppe der nicht­ex­su­da­ti­ven AMD das Ergebnis die Progression zu einer exsudativen AMD war.

Von 121.523 Patienten in der Melatonin-naiven Gruppe im Alter von 50 Jahren oder älter ermittelte das Wis­sen­schafts­team, dass die Einnahme von Melatonin mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung von AMD verbunden war (RR, 0,42; 95 % CI, 0,28-0,62). Unter 66.253 Patienten im Alter von 50 Jahren oder älter in der Gruppe der nicht­ex­su­da­ti­ven AMD und 61.903 in der Kon­troll­ko­horte war die Mela­to­nin­ein­nahme mit einem verringerten Risiko des Fort­s­chrei­tens der AMD zur exsudativen AMD verbunden (RR, 0,44; 95% CI, 0,34-0,56). Die Ergebnisse waren laut den Stu­di­en­au­to­ren in Untergruppen von Personen im Alter von 60 Jahren oder älter (AMD-naive Kohorte: RR, 0,36 [95% CI, 0,25-0,54]; nicht­ex­su­da­tive AMD-Kohorte: RR, 0,38 [95% CI, 0,30-0,49]) und 70 Jahren oder älter konsistent (AMD-naive Kohorte: RR, 0,35 [95% CI, 0,23-0,53]; nicht­ex­su­da­tive AMD-Kohorte: RR, 0,40 [95% CI, 0,31-0,51]).

Aus diesen Ergebnissen schluss­fol­ger­ten die Autoren, dass die Einnahme von Melatonin mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung und das Fortschreiten von AMD verbunden zu sein scheint. Sie machten aber darauf aufmerksam, dass Lebens­stil­fak­to­ren diesen Zusammenhang beeinflusst haben könnten. Deshalb sind aus Sicht der Wis­sen­schaft­ler weitere Forschungen zur Wirksamkeit der Verwendung von Melatonin als präventive Therapie gegen AMD notwendig.

Quelle: biermann-medizin.de

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