AMD-Progression: Studie zeigt Abhängigkeit von genetischen Faktoren

Die im Februar in “JAMA Ophthalmology” ver­öf­fent­lichte Studie des Forscherteams um Steffen Schmitz-Valckenberg, Huntsman Presidential Professor, John A. Moran Eye Center, University of Utah, zeigt, dass klinische Unterschiede im AMD-Krank­heits­ver­lauf mit bestimmten genetischen Risi­ko­va­ri­a­n­ten assoziiert sind.

Eine Gruppe von sechs Genen auf Chromosom 1 und ein Genpaar auf Chromosom 10 sind am stärksten mit der Entwicklung von AMD assoziiert, einer der Hauptursachen für Erblindung bei Erwachsenen über 55 Jahren. Wis­sen­schaft­ler des Sharon Eccles Center for Translational Medicine (SCTM) des John A. Moran Eye Center und des Utah Retinal Reading Center (UREAD) analysierten Tausende von Netz­haut­bil­dern, um das Fortschreiten der Krankheit in drei Untergruppen von AMD-Patienten zu untersuchen, die anhand ihres genetischen Risikoprofils ausgewählt wurden:

  • 317 Patienten mit zwei Kopien von genetischen Risi­ko­va­ri­a­n­ten (homozygot) nur auf Chromosom 1
  • 93 Patienten, die nur auf Chromosom 10 homozygot sind
  • 92 Patienten, die sowohl auf Chromosom 1 als auch auf Chromosom 10 homozygot sind.

Die Wis­sen­schaft­ler berichten, dass Patienten, die sowohl auf Chromosom 1 als auch auf Chromosom 10 homozygot sind, visus­re­le­vante Spätstadien am frühesten erreichten, nämlich im Median nach 4,4 Jahren. Im Vergleich dazu dauerte es bei Patienten, die entweder nur auf Chromosom 1 oder 10 homozygot sind, länger – im Median 6,3 Jahre bezie­hungs­weise 10,4 Jahre – bis sie entweder eine atrophische oder eine exudative neovaskuläre AMD entwickelten. Sowohl die atrophische als auch die exsudative Form der Erkrankung können zu erheblicher Seh­be­hin­de­rung durch den Verlust von Netz­haut­zel­len führen.

Die Forscher fanden auch bedeutende und konsistente Unterschiede im Hinblick auf funktionelle Ver­än­de­run­gen zwischen den Gruppen. Patienten, die auf beiden Chromosomen homozygot sind, hatten eine 2,1-fach höhere Wahr­schein­lich­keit für eine Ver­schlecht­erung der Sehschärfe um zwei oder mehr Zeilen auf der Seh­schär­fe­ta­fel, im Vergleich zu diejenigen, die nur auf Chromosom 1 homozygot sind.

Krank­heits­me­cha­nis­men besser verstehen

“Die Verknüpfung der Genetik mit der klinischen Manifestation der AMD ist wichtig, um die zugrunde liegenden Krank­heits­me­cha­nis­men und die unter­schied­lichen Pro­gres­si­ons­ra­ten besser zu verstehen”, so Erstautor der Studie und UREAD-Direktor Schmitz-Valckenberg, MD. “Wir benötigen diese Informationen, um das Design von effektiven klinischen Studien zur Bewertung neuer Therapien für die AMD zu verbessern.“

Die Mitautorin der Studie, Monika Fleckenstein, ergänzt: „Während die Ergebnisse in anderen Kohorten validiert werden sollten, ist die Beobachtung spannend, dass die beiden wichtigsten AMD-assoziierten genetischen Risikoloci wohl einen unter­schied­lichen Einfluss auf die Manifestation und das Fortschreiten der Krankheit auf Pati­en­te­n­e­bene haben.“

Die Forscher planen nun, ähnliche Studien für weitere genetische Untergruppen von AMD-Patienten durch­zu­füh­ren.

Diese For­schungs­da­ten sind als Ori­gi­na­l­a­r­beit in “JAMA Ophthalmology” mit dem Titel “Progression of Age-Related Macular Degeneration Among Individuals Homozygous for Risk Alleles on Chromosome 1 (CFH-CFHR5) or Chromosome 10 (ARMS2/HTRA1) or Both” ver­öf­fent­licht worden.

Autoren sind: Steffen Schmitz-Valckenberg, Monika Fleckenstein, Moussa A. Zouache, Maximilian Pfau, Christian Pappas, Jill L. Hageman, Elvira Agrón, Claire Malley, Tiarnan D. L. Keenan, Emily Y. Chew, und Gregory S. Hageman.

Quelle: biermann-medizin.de

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