Digi­ta­li­sie­rung in der Medizin

Augenexperten fordern barrierefreie Apps

Berlin, 25. September 2018 – Der Digi­ta­li­sie­rung gehört auch in der Augen­heil­kunde die Zukunft. Der Patient wird dabei eine aktive Rolle spielen, indem er etwa Apps für Unter­su­chungs­zwe­cke oder zur Behand­lungs­kon­trolle nutzt. Damit auch sehbehinderte Menschen davon profitieren, fordern DOG Deutsche Oph­thal­mo­lo­gi­sche Gesellschaft und Deutscher Blinden- und Seh­behinderten­verband e.V. Barriere­freiheit für diese Anwendungen. Wichtig für Augen­pa­ti­en­ten sind unter anderem die richtige Schriftart, eine verstellbare Schrift­größe und ein ausreichender Kontrast zwischen Schrift und Hintergrund, erläutern die Experten anlässlich des 116. Kongresses der DOG (27. bis 30. September 2018, World Conference Center Bonn - www.dog.org).

Die Digi­ta­li­sie­rung eröffnet neue Chancen, um Volks­krank­hei­ten wie alters­abhängige Makula-Degeneration und Grünen Star effektiver zu bekämpfen. So kann zum Beispiel die Auswertung von Krank­heits­ver­läu­fen dazu beitragen, Risi­ko­fak­to­ren zu iden­ti­fi­zie­ren und damit Prävention und Früh­er­ken­nung zu optimieren.

Der Patient wird in diesem Prozess nicht auf eine Rolle als passiver Daten­lie­fe­rant reduziert werden, sondern aktiv daran teilnehmen. „Patienten werden von der Digi­ta­li­sie­rung profitieren, und zwar nicht nur durch Fortschritte in der Therapie, sondern ganz direkt“, sagt Frau Professor Dr. med. Nicole Eter, Präsidentin der DOG Deutsche Oph­thal­mo­lo­gi­sche Gesellschaft und Direktorin der Universitäts-Augenklinik Münster.

Digitale Anwendungen können bei­spiels­weise dafür sorgen, dass Patienten die Therapie besser verstehen oder an ihre Medi­ka­men­ten­ein­nahme erinnert werden und damit zum Behand­lungs­er­folg beitragen. „Sie können in manchen Fällen auch die Anreise zum Augen­spe­zi­a­lis­ten ersparen“, führt die DOG-Präsidentin weiter aus. So sind die ersten Diagnose-Apps für den Heimgebrauch bereits in der Erprobung – zum Beispiel in Form einer Sehtest-App oder einer Augen­i­n­nen­druck-Selbstmessung bei Grünem Star.

„Viele Augen­pa­ti­en­ten sind aufgrund ihres Sehverlusts nur ein­ge­schränkt mobil. Wenn ihnen durch digitale Anwendungen der oft lange Weg in die spe­zi­a­li­sier­ten Zentren ab und zu erspart werden kann, hilft das“, sagt Klaus Hahn. Der Präsident des Deutschen Blinden- und Seh­behinderten­verbandes hat in diesem Zusammenhang noch weitere Punkte auf der Wunschliste, darunter einen umfassenden Datenschutz. Außerdem soll die gewonnene Zeit genutzt werden, um im Arzt-Patienten-Kontakt die sprechende Medizin, also die individuelle Beratung, auszubauen.

Besonderen Wert legt Hahn jedoch auf Barriere­freiheit: „Wenn alle Augen­pa­ti­en­ten von der digitalen Zukunft profitieren sollen, müssen die Inhalte der Anwendungen auch für Menschen mit reduziertem Sehvermögen zugänglich sein. Apps und Desktop-Anwendungen müssen deshalb von Anfang an konsequent barrierefrei entwickelt und gestaltet werden.“ Neben einer ent­spre­chen­den Pro­gram­mie­rung gehören dazu gestal­te­ri­sche Parameter wie Schriftart, Farbe und Kontrast (mehr Informationen unter www.leserlich.info). Wichtig ist dabei vor allem Flexibilität: Der Nutzer muss die Möglichkeit haben, die Darstellung digitaler Informationen seinen individuellen Bedürfnissen anzupassen.

Dem kann Nicole Eter nur zustimmen: „Als Fach­or­ga­ni­sa­tion für das Sehen versteht die DOG, dass Menschen mit Seh­ein­schränkungen am Rechner, Smartphone oder Tablet auf barrierefreie Gestaltung und Pro­gram­mie­rung angewiesen sind. Die Augen­heil­kunde kann deshalb bei der Einbeziehung von Patienten in die Digi­ta­li­sie­rung eine Vor­rei­ter­rolle übernehmen und für andere Fach­rich­tun­gen zum Vorbild werden.“

Augen­heil­kunde und Barriere­freiheit sind auch zentrale Themen der „Woche des Sehens“ vom 8. bis 15. Oktober 2018. Zu den Partnern der jährlichen Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gne gehören DOG und DBSV. www.woche-des-sehens.de

Quelle: DBSV, Pres­se­spre­cher Volker Lenk

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