DFG-Schwerpunktprogramm fördert innovative Augenforschung in Dresden
Im Rahmen des Schwerpunktprogramms 2127 "Gen- und zellbasierte Therapien gegen neuroretinale Degeneration" fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) vier Forschungsgruppen aus Dresden mit mehr als einer Millionen Euro für drei Jahre. Die Forschungsteams sind am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) und am Biotechnologiezentrum (BIOTEC) als Teil des Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB) der TU Dresden sowie am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Dresden angesiedelt.
Das DFG-Schwerpunktprogramm vereint 29 Experten aus der Sehforschung und der klinischen Ophthalmologie, um gen- und zellbasierte Therapien zur Behandlung von derzeit unheilbaren Erblindungskrankheiten in einem deutschlandweiten Netzwerk zu entwickeln. Die geförderten Projekte werden diese Forschungsrichtung innerhalb des Dresdner Netzwerks der Lebenswissenschaften weiter stärken, unter anderem durch wegweisende Ansätze in der regenerativen Therapie mit humanen induziert- pluripotenten Stammzellen (hiPS), Genom-Engineering und markierungsfreien Sortiertechnologien.
Da wichtige anatomische Merkmale der menschlichen Retina, wie die Makula, bei typischen Labortieren nicht vorhanden sind, hat das Labor von Dr. Mike Karl, Gruppenleiter für Retinale Degeneration und Regeneration am DZNE und affiliiert mit dem CRTD, 3-dimensonale retinale organähnliche Systeme, sogenannte Organoide, aus hiPS entwickelt. Er wird diese retinalen Organoide für die Modellierung menschlicher Krankheiten, insbesondere für die Makuladegeneration, einsetzen. Der Schlüssel für zukünftige Therapien ist das Verständnis der pathologischen Prozesse während der Photorezeptordegeneration, einschließlich Gewebeumbau und Narbenbildung. Darüber hinaus stellen diese menschlichen Modell-Retinas potenzielle präklinische Testsysteme dar, um die Integration von transplantierten Photorezeptoren in menschliches Empfängergewebe zu untersuchen und für zukünftige Therapien zur Wiederherstellung des Sehvermögens durch Zellersatz zu optimieren.
Dr. Marius Ader, Professor für Zellersatz in der Retina von Säugern am CRTD, Experte für Photorezeptorzelltransplantation, erhält Mittel für ein gemeinsames Forschungsprojekt mit Dr. Jochen Guck, Professor für Zelluläre Maschinen am BIOTEC, um aus 3D-Organoiden genügend menschliche Photorezeptoren zu gewinnen. Zu diesem Zweck wird das Team große Mengen von Stäbchen- und Zapfenphotorezeptoren auf Grundlage ihrer morphologischen und mechanischen Eigenheiten mittels Echtzeit-Deformierbarkeitszytometrie (RT-DC) isolieren und sortieren, eine Technik, die kürzlich im Guck-Labor entwickelt wurde. So sollen hochangereicherte Photorezeptortransplantate durch markierungsfreie Sortierung für die Zelltransplantation zur Verfügung gestellt und in vorklinischen Modellen getestet werden.
Ein drittes gefördertes Projekt zielt darauf ab, präzises Genome-Engineering in Photorezeptoren als möglichen zukünftigen Therapieansatz durch in vivo-Reparatur von krankheitsverursachenden Genmutationen zu etablieren. Dieses Projekt wird von Dr. Volker Busskamp, Gruppenleiter für Neuronale Zelltypen und deren Vernetzung am CRTD, gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Knut Stieger, Professor für Experimentelle Ophthalmologie (Universität Gießen), geleitet. Normalerweise erfolgt eine präzise DNA-Reparatur – „Cut and Paste“ einer Gensequenz - nach der Genbearbeitung nur in sich teilenden Zellen. In postmitotischen Zellen, wie z.B. Photorezeptoren, führt das Genome-Engineering in der Regel zu DNA-Brüchen, die zufällig verbunden werden und so zu zusätzlichen unerwünschten Mutationen führen. Daher wird das Team einen kürzlich entdeckten DNA- Reparaturmechanismus nutzen, um die präzise „Cut and Paste“-Reparatur genomischer Mutationen in Photorezeptoren präklinischer Modelle zu ermöglichen.
Webseite von Prof. Dr. Marius Ader (CRTD)
https://tu-dresden.de/cmcb/crtd/forschungsgruppen/crtd-forschungsgruppen
Webseite von Prof. Dr. Jochen Guck (BIOTEC)
https://tu-dresden.de/cmcb/biotec
Webseite von Dr. Mike O. Karl, MD (DZNE, CRTD)
Foto
Die vier Forschungsgruppenleiter Dr. Volker Busskamp, Dr. Mike O. Karl, Prof. Dr. Marius Ader und Prof. Dr. Jochen Guck (v.l.n.r.) © Friederike Braun
Pressekontakt
Dr. Volker Busskamp
Tel.: +49 351 458 82015
E-Mail: volker.busskamp@tu-dresden.de
Friederike Braun, M.A.
Tel.: +49 351 458 82064
E-Mail: friederike.braun@tu-dresden.de
Das 2006 gegründete Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) der Technischen Universität konnte sich in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative erneut als Exzellenzcluster und DFG-Forschungszentrum durchsetzen. Ziel des CRTD ist es, das Selbstheilungspotential des Körpers zu erforschen und völlig neuartige, regenerative Therapien für bisher unheilbare Krankheiten zu entwickeln. Die Forschungsschwerpunkte des Zentrums konzentrieren sich auf Hämatologie und Immunologie, Diabetes, neurodegenerative Erkrankungen sowie Knochenregeneration. Zurzeit arbeiten acht Professoren und zwölf Forschungsgruppenleiter am CRTD, die in einem interdisziplinären Netzwerk von über 90 Mitgliedern sieben verschiedener Institutionen Dresdens eingebunden sind. Zusätzlich unterstützen 21 Partner aus der Wirtschaft das Netzwerk. Synergien im Netzwerk erlauben eine schnelle Übertragung von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung in klinische Anwendungen. Das CRTD ist Teil des Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB).
www.crt-dresden.de / www.tu-dresden.de/cmcb
Das Biotechnologische Zentrum (BIOTEC) wurde 2000 als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Technischen Universität Dresden mit dem Ziel gegründet, modernste Forschungsansätze in der Molekular- und Zellbiologie mit den in Dresden traditionell starken Ingenieurswissenschaften zu verbinden. Seit 2016 ist das BIOTEC eines von drei Instituten der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB) der TU Dresden. Innerhalb der TU Dresden nimmt das BIOTEC eine zentrale Position in Forschung und Lehre mit dem Schwerpunkt „Molecular Bioengineering und Regenerative Medizin“ ein. Es trägt damit entscheidend zur Profilierung der TU Dresden im Bereich moderner Biotechnologie und Biomedizin bei. Die Forschungsschwerpunkte der internationalen Arbeitsgruppen bilden die Zellbiologie, die biologische Physik und die Bioinformatik. www.biotec.tu-dresden.de
Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) erforscht die Ursachen von Erkrankungen des Nervensystems und entwickelt Maßnahmen der Prävention, Diagnose, Therapie, Pflege und Patientenversorgung. Über seine zehn Standorte (Berlin, Bonn, Dresden, Göttingen, Magdeburg, München, Rostock/Greifswald, Tübingen, Ulm und Witten) bündelt es bundesweit verteilte Expertise innerhalb einer Forschungsorganisation. Das DZNE ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und kooperiert eng mit Universitäten, deren Kliniken und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen. Das DZNE umfasst rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie mehr als 80 Arbeitsgruppen. www.dzne.de
CRTD - Zentrum für Regenerative Therapien TU Dresden
Fetscherstraße 105
Internet: http://www.crt-dresden.de