Fahrer­assistenz­systeme

Hilfreich für Autofahrer mit Grauem und Grünem Star – aber nur bei guter Witterung und deutlicher Fahr­bahn­mar­kie­rung

Berlin – Abstands­kon­trolle, Spurkontrolle und Geschwin­dig­keits­kon­trolle können Fahrer mit Grauem oder Grünem Star unterstützen, den Pkw sicher durch den Verkehr zu lenken. Allerdings stoßen diese Fahrer­assistenz­systeme bei schlechten Sicht­ver­hält­nis­sen oder ungenügender Fahr­bahn­mar­kie­rung an ihre Grenzen. Augenexperten setzen ihre Hoffnung daher vor allem in leis­tungs­fä­hige Nacht­sicht­ka­me­ras und elektronische Markierungen der Fahrbahn. Welche technischen Lösungen für Fahrer mit nachlassendem Sehvermögen hilfreich sind, erläuterten Experten der DOG Deutsche Oph­thal­mo­lo­gi­sche Gesellschaft auf einer Pres­se­kon­fe­renz in Bonn.

Heute existieren verschiedene Fahrer­assistenz­systeme, die Autofahrer mit nachlassendem Sehvermögen unterstützen können. Dazu zählt die Abstands­kon­trolle, die das Auffahren auf einen Vordermann verhindern oder den Fahrer zumindest warnen soll. Darüber hinaus gibt es Systeme, die die Fahrspur kontrollieren und damit eine Lenkfunktion übernehmen. Geschwin­dig­keits­kon­trollen wiederum setzen Vorgaben zum erlaubten Tempo um, die sie über das Navi­gations­system beziehen. „Diese Hilfen sind gut und zuverlässig, stoßen im Alltag jedoch immer wieder an Grenzen“, sagt Frau Professor Dr. med. Nicole Eter, Präsidentin der DOG und Direktorin der Klinik und Poliklinik für Augen­heil­kunde am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Münster.

So können die Fahrer­assistenz­systeme bei ungünstigen Sicht­ver­hält­nis­sen wie etwa Nebel oder schlechtem Zustand der Fahr­bahn­mar­kie­rungen in der Mitte oder am Randstreifen versagen. „Die heutigen Systeme können zudem nicht hinreichend schnell auf akute Änderungen der Fahrsituation reagieren“, erläutert Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Bernhard Lachenmayr, Sprecher der Ver­kehrs­kom­mis­sion der DOG und des Berufs­ver­ban­des der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA). „Dennoch helfen sie älteren Kraftfahrern, deren Sehvermögen in der Dämmerung oder bei Nacht ein­ge­schränkt oder stark reduziert ist“, so Lachenmayr. Dies ist bei Augen­erkrankungen wie Grauer Star, Grüner Star oder Alters­ab­hängiger Makula­degeneration der Fall. „Für echt Sehbehinderte etwa mit Gesichts­feld­aus­fällen sind sie jedoch nicht genügend ausgereift“, fügt der DOG-Experte hinzu.

Aus Sicht des Münchener Oph­thal­mo­lo­gen wären zwei technische Entwicklungen für Personen mit nachlassendem Sehvermögen besonders nützlich. „Zum einen leis­tungs­fä­hige Nacht­sicht­ka­me­ras, von denen Fahrer mit ein­ge­schränktem Däm­me­rungs­seh­ver­mö­gen oder erhöhter Blen­d­emp­find­lich­keit profitieren würden“, führt Bernhard Lachenmayr aus. Zum anderen elektronische Markierungen an der Fahrbahn, die direkt an den Fahr­zeug­com­pu­ter übertragen werden und damit eine Unab­hän­gig­keit von Wit­te­rungs­ver­hält­nis­sen ermöglichen.

Für weniger sinnvoll hält der DOG-Experte dagegen komplexe Head-Up-Displays, die in das Blickfeld des Fahrers eingespiegelt werden. „Diese Systeme setzen wegen der oftmals kleinen Symbole und des schlechten Kontrasts ein optimales Sehvermögen voraus – zudem eine hervorragende Reaktions- und Koor­di­na­ti­ons­fä­hig­keit des Fahrers“, gibt Professor Lachenmayr zu bedenken.

Quelle: Deutsche Oph­thal­mo­lo­gi­sche Gesellschaft, Pressestelle Kerstin Ullrich

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