Gutes Sehen im Alter: Wichtiger Faktor für soziale Teilhabe und Hirnfunktion

Eine im “Journal of the American Medical Association” (JAMA) ver­öf­fent­lichte Studie belegt einen deutlichen Zusammenhang zwischen nachlassender Sehkraft und abnehmender Hirnfunktion im Alter.

Die Stiftung Auge der DOG – Deutsche Oph­thal­mo­lo­gi­sche Gesellschaft weist vor dem Hintergrund dieser Studie* darauf hin, wie wichtig gutes Sehen und regelmäßige Besuche beim Augenarzt für ältere Menschen sind. Jedoch gelangt die auge­n­ärzt­li­che Versorgung oft nicht zu Menschen in Senioren- und Pflegeheimen, wie eine Erhebung der Stiftung Auge zeigt (OVIS-Studie**). Die Stiftung Auge hat gemeinsam mit weiteren Akteuren im Gesund­heits­wesen Maßnahmen erarbeitet, wie sich die auge­n­ärzt­li­che Versorgung in Seni­o­ren­hei­men verbessern lässt.

Dass auch der Erhalt der Geisteskraft zu einem gewissen Grade vom Sehvermögen abhängt – darauf, so die DOG, deute eine Studie hin, die US-Mediziner im Journal “JAMA” ver­öf­fent­licht haben. An der Studie nahmen über 2500 Senioren teil. Zu Beginn ermittelten die Forscher die geistigen Fähigkeiten anhand eines Schnelltests sowie die Sehschärfe. Dieser sogenannte Mini-Mental-Status-Test (MMST) erfasst anhand eines Fragebogens unter anderem die Fähigkeiten zur Orientierung, zum Rechnen, zum Buchstabieren und die Merk­fä­hig­keit. Nach zwei, sechs und acht Jahren erfolgten Nach­un­ter­su­chun­gen. Dabei zeigte sich, dass sich über die Zeit sowohl die Sehschärfe als auch die MMST-Tes­t­er­geb­nisse ver­schlech­ter­ten. Das Ergebnis der Forscher zeigte, dass das Ausmaß der Seh­ver­schlecht­erung mit dem Ausmaß der Ver­schlecht­erung der geistigen Leis­tungs­fä­hig­keit assoziiert war.

Sehkraft und Geisteskraft

„Diese Ergebnisse belegen einmal mehr, wie wichtig das Sehen für die soziale Teilhabe ist“, sagt Prof. Frank G. Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn und Vorsitzender der Stiftung Auge. Wer ohne nennenswerte Ein­schränk­ungen lesen, sich informieren und an gesell­schaft­li­chen Ereignissen teilhaben könne, werde auch geistig angeregt und gefordert. Das Nachlassen der Sehkraft sollte daher keinesfalls als normale Alter­s­er­schei­nung hingenommen werden. „Die meisten Augen­erkrankungen lassen sich heute gut behandeln, wenn sie rechtzeitig erkannt werden“, so der Experte. Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt seien daher von großer Bedeutung, um die Sehfähigkeit, die Lebens­qua­li­tät und die Fähigkeit zur sozialen Teilhabe zu erhalten – und damit auch die Geisteskraft.

Die Studie OVIS (Oph­thal­mo­lo­gi­sche Versorgung in Seni­o­ren­hei­men) hat gezeigt, dass die auge­n­ärzt­li­che Versorgung oft nicht zu den Menschen in Pflege- und Seni­o­ren­hei­men gelangt. „Unbehandelte Augen­erkrankungen und Ein­schränk­ungen im Sehvermögen bringen nicht nur die Gefahr einer Erblindung: Übersehene Teppichkanten oder Stufen können Stürze verursachen und Kno­chen­brü­che mit sich bringen, die nicht selten zu erhöhter Pfle­ge­be­dürf­tig­keit oder sogar vorzeitigem Tod führen können“, sagt Holz. Auch für die Selbst­ständig­keit, Mobilität und geistige Gesundheit spielt das Sehen eine große Rolle.

Stiftung Auge stellt Maß­nah­men­ka­ta­log vor

In einem Maß­nah­men­ka­ta­log hat die Stiftung Auge jetzt gemeinsam mit weiteren Akteuren im Gesund­heits­wesen notwendige Schritte zur Verbesserung der Ver­sor­gungs­si­tua­tion festgelegt. Hierzu gehört unter anderem, dass Thema Auge in der Pflegeaus- und -weiterbildung zu stärken, einen Transport und die Begleitung der Bewohner zum Augenarzt sicher­zu­stel­len und Screening-Unter­su­chun­gen in den Heimen zu ermöglichen. Weitere Maßnahmen stellt die Stiftung Auge am 29. Mai in Berlin vor. Außerdem berichtet Prof. Ursula Lehr, Ehren­vor­sit­zende der Bun­des­a­r­beits­ge­mein­schaft der Seni­o­ren­or­ga­ni­sa­ti­o­nen (BAGSO), wie wichtig das Sehen für die Teilhabe im Alter ist.

Quelle: biermann-medizin.de

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