Implantation von Pigmentepithelzellen
Die Implantation retinaler Pigmentepithelzellen, die Stammzellen abgeleitet sind, kann bei der neovaskulären altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) zu einer Visus-Verbesserung führen. Die Prognose hängt davon ab, ob die chororidalen Neovaskularisationen (CNV) komplett und ohne Blutung entfernt werden konnten, berichten Forschende im Fachmagazin Stem Cell Reports.
Bei der neovaskulären oder „feuchten“ altersabhängigen Makuladegeneration wird mit der Injektion von VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor)-Antagonisten in den Glaskörper des Auges die Bildung der charakteristischen pathologischen Blutgefäße, der chororidalen Neovaskularisationen (CNV), zu verhindern gesucht. Bei weit fortgeschrittenen CNV kann diese intravitreale Therapie an ihre Grenzen stoßen.
Die Forschenden implantierten bei 10 solcher Patienten aus menschlichen embryonalen Stammzellen abgeleitete retinale Pigmentepithelzellen (hESC-RPE) subretinal. Von den Teilnehmenden mit neovaskulärer AMD (6 Männer und 4 Frauen; Durchschnittsalter: 61 Jahre) hatten 7 zuvor eine intraokulare Anti-VEGF-Behandlung erhalten, dann aber fibrovaskuläre Membranen entwickelt, was zu einer fortschreitenden Sehverschlechterung führte. Bei 9 der Teilnehmenden mit aktiven CNV-Läsionen lagen Makulaödeme, subretinale Blutungen oder Leckagen vor. Die präoperative bestkorrigierte Sehschärfe (BCVA) reichte von Handbewegung bis 20/400 (Dezimalvisus 0,05).
Der Eingriff umfasste eine 3-Port-Pars-Plana-Vitrektomie mit vollständiger Glaskörperentfernung und Ablösung der superioren temporalen Netzhaut durch Injektion einer balancierten Kochsalzlösung in den subretinalen Raum, gefolgt von einer peripheren Retinotomie im oberen temporalen Quadranten. Die subretinale CNV-Membran wurde dann freigelegt und vorsichtig exzidiert. Um die Netzhaut wieder anzulegen wurde Perfluorodecalin eingefüllt. Mithilfe einer Photokoagulation wurden Netzhautrisse versiegelt. Auf eine Tamponade mit Silikonöl folgte eine Infusion von 100 mL hESC-RPE- Zellsuspension (mit 106 hESC-RPE-Zellen) in den Makulabereich. Nach der Operation wurden die Patienten angewiesen, über Nacht in Rückenlage zu bleiben, bis die subretinale Flüssigkeit resorbiert war, gefolgt von einer Rückenlage für 1 Woche.
Der funktionelle Verlauf über die 12-monatige Nachbeobachtungszeit und die Prognose für den Visus hingen entscheidend davon ab, ob die CNV-Membranen komplett und ohne Blutung entfernt werden konnten. Dies war bei 7 Patienten der Fall. In dieser Gruppe kam es zu einigen individuell erstaunlichen Visusverbesserungen (2 Patienten, die zunächst auch die größten Buchstaben auf den ETDRS-Sehtesttafeln nicht erkennen konnten, sahen nach einem Jahr 23 bzw. 35 Buchstaben); insgesamt hatten 5 dieser 7 Patienten eine Verbesserung um 10 oder mehr Buchstaben und 2 verbesserten sich um mehr als 20 Buchstaben (ohne dass zusätzliche anti-VEGF-Injektionen notwendig wurden).
Bei 3 Patienten kam es während der CNV-Entfernung zu intraoperativen Blutungen. Diese Patienten hatten persistierende intraokulare Entzündungen, bei einem Patienten kam es zu CNV-Rezidiven. Unter intensiver anti-VEGF-Therapie und antiinflammatorischer Medikation (zum Beispiel orale Immunsuppressiva und intravitreales Triamcinolon) konnte eine Seheinbuße ebenso wie schwere Komplikationen (Glaukom, Endophthalmitis) verhindert werden. Alle 3 verzeichneten nach einem Jahr moderate Visusverbesserungen.
Die Autoren schlussfolgern, dass die chirurgische CNV-Entfernung in Verbindung mit einer Transplantation von RPE-Zellen aus humanen embryonalen Stammzellen eine potenziell sichere Behandlung der feuchten AMD ist: „Die bei der CNV-Entfernung verursachten Schäden können jedoch eine anhaltende Entzündung und CNV-Rezidive auslösen.
Quelle: PRO RETINA Forschungsnewsletter