Mehr Lebens­qua­li­tät: Individuelle LED-Leuchte als Hilfe für sehbehinderte Menschen

Eine LED-Leuchte, deren Farbspektrum an die Bedürfnisse von Menschen mit Alters­ab­hängiger Makula­degeneration (AMD) oder Retinitis pigmentosa (RP) angepasst ist, soll die Lebens­qua­li­tät der Betroffenen steigern.

Eine solche Lösung wollen das Fraunhofer-Anwen­dungs­zen­trum (AWZ) Soest und der Fachbereich Elektrische Ener­gie­tech­nik der Fach­hoch­schule Südwestfalen im Projekt “MakULA – Make Your Light Adapted” entwickeln.

Sowohl bei der AMD als auch bei der erblich bedingten RP, die in der Regel im dritten bis fünften Lebens­jahr­zehnt zur Erblindung führt, haben die Betroffenen in vielen All­tags­si­tua­ti­o­nen mit der für sie suboptimalen Beleuchtung zu kämpfen. Die Toleranz des Auges für solche schwierigen Umge­bungs­be­din­gun­gen nimmt zudem mit Fortschreiten der Erkrankung immer weiter ab.

Diesem Problem, so die Forscher, könne man begegnen, indem die Licht­be­din­gun­gen auf die Betroffenen zugeschnitten werden. Werden die Licht­in­ten­si­tät, der durch sie bewirkte Kontrast und der häufig als störend empfundene Blauanteil im Lichtspektrum angepasst, kann die für AMD- oder RP-Patienten bestmögliche Sehleistung erreicht werden: Die Sehschärfe steigt, das visuelle Wahrnehmen wird zudem weniger anstrengend.

Für die Anpassung des Lichts können sogenannte Kantenfilter bezie­hungs­weise Blueblocker eingesetzt werden. Bislang war es technisch jedoch nur begrenzt möglich, das Spektrum von Leuchtmitteln – insbesondere Leucht­stoff­röh­ren – zu modifizieren. “Mit LED-Leuchtmitteln bietet sich nun genau diese Möglichkeit. Wir können das Spektrum des emittierten Lichts gezielt definieren”, sagt Stefan Schweizer, Professor am Fachbereich Elektrische Ener­gie­tech­nik der Fach­hoch­schule Südwestfalen und Leiter des Fraunhofer-Anwen­dungs­zen­trums für Anorganische Leuchtstoffe in Soest. Er koordiniert die Zusam­me­n­a­r­beit im bis Mitte 2021 laufenden Projekt “MakULA – Make Your Light Adapted”. Pro­jekt­part­ner ist das LWL-Berufs­bil­dungs­werk Soest, För­der­zen­trum für blinde und sehbehinderte Menschen. Das Projekt wird mit 10.000 Euro von der Waldtraut und Sieglinde Hildebrandt-Stiftung gefördert.

Die beteiligten Wis­sen­schaft­ler wollen im ersten Schritt eine LED-Leuchte mit angepasstem Farbspektrum entwickeln und werden dazu eine han­dels­üb­li­che LED-Leuchte mit optischen Filtern kombinieren. Die Anpassung des Emis­si­onss­pek­trums geschieht hierbei durch Auswahl und Einbau eines passenden Filters, um letztlich einen weißen Farbeindruck zu erzeugen. In einer zweiten Variante soll das Emis­si­onss­pek­trum einer LED-Leuchte elektronisch angepasst werden. Die hierzu nötigen Umbauten sind technisch deutlich anspruchs­vol­ler als der Einbau eines Farbfilters, bieten aber mehr Opti­mie­rungs­po­ten­zial.

Das LWL-Berufs­bil­dungs­werk Soest wird eine Bewertung der Anwendbarkeit der Leuchte durchführen. “Mithilfe eines Mus­ter­stü­ckes sollen so die Auswirkung unter­schied­li­cher Fre­quenz­cha­rak­te­ris­tika der Leuchte auf die Sehschärfe, die Kon­trast­sen­si­ti­vi­tät und die visuelle Belastbarkeit von betroffenen Personen untersucht werden”, erklärt Bildungswerk-Leiter Christof Marquet. Mit einem stan­dar­di­sier­ten Ver­suchs­auf­bau wird anhand von Seh­pro­ben­ta­feln bei unter­schied­li­cher, definierter Beleuchtung gemessen sowie ein Lesetest durchgeführt. Je nach Grad der Beein­träch­ti­gung oder Fortschreiten der Erkrankung soll ein individuelles Lichtambiente den Betroffenen die Orientierung erleichtern und den Leidensdruck mindern.

Quelle: biermann-medizin

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