Netz­haut­erkrankungen: Neue Behandlung

Koreanischen Wis­sen­schaft­lern ist eine interaktive Freisetzung von ent­zün­dungs­hem­men­den Medikamenten in Abhängigkeit vom Grad der Netz­haut­degenera­tion gelungen. Dies könnte zur Entwicklung eines maß­ge­schnei­der­ten Behand­lungs­an­sat­zes führen, der Patienten die Unan­nehm­lich­kei­ten mehrerer Spritzen erspart.

Das Korea Institute of Science and Technology (KIST) hat bekannt gegeben, dass Dr. Maesoon Im vom Korea Institute of Science and Technology (KIST), Korea, zusammen mit Prof. Seung Ja Oh von der Kyung Hee University, Seoul, Korea und Prof. Kangwon Lee von der Seoul National University, Korea, erfolgreich ent­zün­dungs­hem­mende Medikamente in ein Hydrogel und dieses in das entzündete Areal der Netzhaut einbringen konnten, um eine Inflammation in der Retina zu unterdrücken.

Die alters­be­dingte Makula­degeneration (AMD) und Retinitis pigmentosa führen zur Erblindung, weil die Pho­to­re­zep­tor­zel­len in der Netzhaut allmählich geschädigt werden. Derzeit gibt es für beide Krankheiten keine Heilung. Eine Behand­lungs­mög­lich­keit besteht darin, ent­zün­dungs­hem­mende Medikamente ins Auge zu spritzen, um das Ausmaß der Netz­haut­schä­di­gung zu verlangsamen. Diese Injektionen wirken jedoch nur so lange, wie das Medikament im Auge verbleibt. Die Patienten müssen deshalb alle vier bis zwölf Wochen – je nachdem, wie lange die Wirkung des Medikaments anhält – eine Klinik für intraokulare Injektionen aufsuchen.

Verlangsamung des Fort­s­chrei­tens der Netz­haut­schä­di­gung

Das koreanische Forscherteam verwendete erstmalig eine Substanz zusammen mit einem ent­zün­dungs­hem­men­den Mittel, welche den Ent­zün­dungs­fak­tor EZH2 hemmt, der zur Netz­haut­degenera­tion beiträgt. Eine Injektion des ent­zün­dungs­hem­men­den Mittels in Mäuseaugen mit Netz­haut­degenera­tion verlangsamte das Fortschreiten der Netz­haut­schä­di­gung. Zudem konnten die Wis­sen­schaft­ler ein Hydrogel entwickeln, um die ent­zün­dungs­hem­men­den Medikamente zu verabreichen. Dieses Gel zersetzt sich langsam, wenn es auf das Enzym Cathepsin trifft, welches normalerweise in ent­zünd­li­chen Umgebungen gehäuft vorkommt.

Verzögerter Seh­kraft­ver­lust

Die Forscher konnten zeigen, dass eine Injektion des mit Medikamenten beladenen Hydrogels in Augen von Mäusen mit Netz­haut­degenera­tion die Ent­zün­dungs­fak­toren in der Retina auf etwa 6,1 Prozent reduzierte. Des Weiteren konnte das Team eine etwa viermal höhere schützende Wirkung auf die Pho­to­re­zep­tor­zel­len im Vergleich zur Kon­troll­gruppe beobachten. Durch den erhöhten Schutz der Rezep­tor­zel­len konnte der Seh­kraft­ver­lust wirksam verzögert werden.

Das eingesetzte Hydrogel basiert auf Hyalu­ron­säure und hat ähnliche mechanische und optische Eigenschaften wie der Glaskörper des Auges. Diese Zusam­men­set­zung ermöglicht es, dass sich das Hydrogel bei jedem Patienten unter­schied­lich schnell abbaut, wodurch die Notwendigkeit wiederholter Injektionen minimiert wird. Die Wis­sen­schaft­ler hoffen, dass diese neu entwickelte Technologie die wirt­schaft­li­che Belastung und das Risiko von Unfällen bei ambulanten Besuchen für Patienten mit Mobi­li­täts­pro­ble­men aufgrund von Seh­behinder­ungen verringern wird. Darüber hinaus kann die Verringerung der Häufigkeit von Kran­ken­h­aus­be­su­chen für Patienten im Frühstadium der Symptome die Unan­nehm­lich­kei­ten im täglichen Leben verringern.

Untersuchung der Wirksamkeit bei weiteren Netz­haut­erkrankungen

„Für die künftige Vermarktung planen wir, die Menge des verwendeten Medikaments und Hydrogels sowie die Behand­lungs­dauer entsprechend dem Fortschreiten der Krankheit zu digi­ta­li­sie­ren. Außerdem wollen wir die Lang­zeit­sta­bi­li­tät des Medi­ka­men­ten­ver­ab­rei­chungs­sys­tems bewerten“, so Im vom KIST. „Zusätzlich zu den degenerativen Netz­haut­erkrankungen werden wir die Ent­zün­dungs­werte bei anderen Netz­haut­erkrankungen untersuchen, um festzustellen, ob unser auf Entzündungen reagierendes Medi­ka­men­ten­ver­ab­rei­chungs­sys­tem auch bei diesen Erkrankungen funktioniert“, fügt Ja Oh von der Kyung Hee University hinzu.

Quelle: biermann-medizin.de

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