Neue Studie: Einkommen und Bildungsstand beeinflussen Sehgesundheit

Gut zu sehen, hat in der Bevölkerung einen sehr hohen Stellenwert, wie eine aktuelle bevöl­ke­rungs­re­prä­sen­ta­tive Studie zeigt. Hier wurde die Erblindung als schwer­wie­gends­ter Sinnesverlust bewertet. Dabei spielen Einkommen und Bildungsstand eine wichtige Rolle. So gaben Menschen mit niedrigem Einkommen und Bildungsstand häufiger an, Sehprobleme zu haben.

Fast zehn Millionen Deutsche leiden an einer potenziell zu Sehverlust führenden Erkrankung, wie bei­spiels­weise der alter­sabhängigen Makula­degeneration (AMD), der Diabetischen Retinopathie (Netz­haut­erkrankungen) oder einem Glaukom (Grüner Star). Laut Prognosen werden diese Augen­erkrankungen bis zum Jahr 2050 um 15 Prozent zunehmen. Welchen Stellenwert Sehgesundheit im Vergleich zu anderen Erkrankungen in Deutschland einnimmt, wurde jetzt erstmals systematisch in einer Untersuchung erfasst.

In einer im Deutschen Ärzteblatt erschienenen bevöl­ke­rungs­re­prä­sen­ta­tiven Tele­fon­be­fra­gung mit 10.869 Teilnehmenden im Alter von über 40 Jahren gaben fast 70 Prozent der Befragten Blindheit als den meist­ge­fürch­te­ten Sinnesverlust an. Jeder Zehnte hatte mehr Sorgen vor einer Erblindung als vor einem schweren Schlaganfall, einer Krebs­er­kran­kung oder einer Demenz. Etwa ein Viertel der Teilnehmer gab an, unter Sehproblemen zu leiden. Knapp vier Prozent der Befragten berichteten von großen Seh­schwie­rig­kei­ten oder sogar Blindheit.

„Die Studie zeigt eindrücklich, welch hohe Bedeutung gutes Sehen in der All­ge­mein­be­völ­ke­rung hat. Da durch die alternde Bevölkerung mit einer deutlich steigenden Anzahl von Auge­n­er­krank­ten zu rechnen ist, muss sich das Gesund­heits­sys­tem auf diesen zunehmenden Ver­sor­gungs­be­darf vorbereiten. Außerdem muss dringend mehr in die Prävention von Augen­erkrankungen investiert werden“, so Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorstands­vor­sitzender der Stiftung Auge der DOG und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn.

Vor allem ältere, männliche Personen, die in kleineren oder in Single-Haushalten leben, hatten mehr Angst zu erblinden. Ebenso jene mit geringerem Haus­halt­s­ein­kom­men und niedrigem Bil­dungs­ab­schluss wie Volks- oder Hauptschule sowie Nicht-Berufstätige.

Die Befragung zeigt auch, dass Menschen mit niedrigerem Einkommen häufiger Sehprobleme haben: So gaben zwei Prozent der Befragten mit einem Einkommen von rund 3.500 Euro im Monat an, Sehprobleme zu haben. Bei Personen, mit einem monatlichen Einkommen unter 1.500 Euro waren es hingegen fast acht Prozent. „Diese Ergebnisse spiegeln unter anderem wider, dass gerade Menschen mit Sehproblemen und Seh­ein­schränkungen erheblichen Unter­stüt­zungs­be­darf haben – finanziell und auch bei der Bewältigung des Alltags“, so der Koordinator der Studie Professor Dr. Dr. med. Robert P. Finger von der Uni­ver­si­täts­au­gen­kli­nik Bonn. Denn Befragte, die nicht über diese potenziell benötigten Ressourcen verfügen, fürchten Sehverlust und Blindheit sowie den damit ein­her­ge­hen­den Verlust von Unab­hän­gig­keit und Selb­stän­dig­keit häufiger.

„Dass Augen­erkrankungen, die potenziell zu Sehverlust führen können, auch in unserer Ambulanz stetig zunehmen, sehen wir mit großer Besorgnis“, so Professor Dr. Norbert Pfeiffer, Vor­stands­mit­glied der Stiftung Auge und Direktor der Augenklinik der Uni­ver­si­täts­me­di­zin Mainz. „Die Eindrücke aus der Ver­sor­gungs­re­a­li­tät sowie die Stu­diener­geb­nisse zeigen einmal mehr, dass Sehgesundheit und gutes Sehen auch im hohen Alter von zunehmender Bedeutung sind. Wer gut sieht, kann seinen Alltag selbst­stän­dig meistern und ist bei­spiels­weise weniger Gefahren ausgesetzt, wie etwa im Stra­ßen­ver­kehr oder vor Stürzen“, ergänzt Pfeiffer.

Das Thema Sehgesundheit müsse daher dringend auf die gesund­heits­po­li­ti­sche Agenda rücken. Die Stiftung Auge empfiehlt, regelmäßig Vor­sor­ge­ter­mine beim Augenarzt wahrzunehmen. Nur so können Augen­erkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden und dadurch Ein­schränk­ungen beim Sehen oder gar der Verlust des Sehvermögens verhindert werden. Allgemein gilt die Empfehlung, dass Personen ab dem 40. Lebensjahr mindestens alle zwei Jahre eine auge­n­ärzt­li­che Vor­sor­ge­un­ter­su­chung wahrnehmen sollten.

Quelle: biermann-medizin.de

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