Präven­tions­programm „Gutes Sehen in Pflege­ein­richt­ungen“ verlängert

Rund 150 voll- und teil­sta­ti­o­näre Seni­o­ren­ein­rich­tun­gen in Bayern haben seit dem Start Ende 2016 am Präven­tions­programm zum Sehen im Alter teilgenommen. Die Laufzeit des erfolgreichen Programms, das von der Blin­den­in­sti­tuts­s­tif­tung durchgeführt wird, wurde nun um zwei weitere Jahre verlängert. Verschiedene Krankenkassen und Sozi­a­l­ver­si­che­rungs­trä­ger werden auch 2020 und 2021 die Prävention fördern.

„Das Potenzial zur Prävention wird in Pflege­ein­richt­ungen bislang zu wenig genutzt. Wir sind daher dankbar, dass wir mit Unter­stüt­zung der Pflegekassen weiterhin in diesem wichtigen Bereich Auf­klä­rungs­a­r­beit leisten können“, sagt Sabine Kampmann, die das Präven­tions­programm leitet. Gestartet wurde es auf Grundlage des bundesweiten Prä­ven­ti­ons­ge­set­zes Ende 2016. Seitdem wurde das inter­dis­zi­pli­näre Team am Blin­den­in­sti­tut Würzburg erweitert, berät seit 2018 auch Tages­pfle­ge­ein­rich­tun­gen und hat seit 2019 einen zweiten Standort am Blin­den­in­sti­tut Regensburg.

Der Bera­tungs­be­darf ist enorm – obwohl den meisten Menschen bewusst ist, dass das Sehvermögen im Alter nachlässt, sind sich die wenigsten über die weit­rei­chen­den Auswirkungen im klaren. Ziel des Präven­tions­programms ist es, die Senioren in voll- und teil­sta­ti­o­nären Pflege­ein­richt­ungen durch eine aktive Gesund­heits­för­de­rung im Bereich Sehen in ihrer All­tags­kom­pe­tenz zu stärken.

Ergebnisse der ersten drei Jahre zeigen, dass die meisten Pflege­ein­richt­ungen nicht ausreichend auf die Bedürfnisse seh­be­ein­träch­tig­ter und blinder Menschen eingestellt sind. Mit dem richtigen Wissen und dem Wunsch zur Veränderung können jedoch Ver­bes­se­run­gen nachhaltig und praxisnah etabliert werden. In den ersten drei Jahren wurden insgesamt rund 3200 Mit­arbeiter­innen und Mitarbeiter in den teilnehmenden Pflege­ein­richt­ungen geschult, weitere 2000 Menschen nahmen an den öffentlichen Bera­tungs­ver­an­stal­tun­gen teil und informierten sich über alters­be­dingte Augen­erkrankungen und ihre Auswirkungen, Hilfsmittel und sozi­al­recht­li­che Ansprüche. Das bayerische Gesundheits- und Pfle­ge­mi­nis­te­rium hat das Projekt von Anfang an unterstützt und bereits im Vorfeld die Entwicklung eines Leitfadens durch das Blin­den­in­sti­tut Würzburg mit 300.000 Euro gefördert.

Im Rahmen der Augen­über­prü­fun­gen wurden inzwischen rund 1300 Seniorinnen und Senioren untersucht. Jeder zweite Bewohner wies Seh­auf­fäl­lig­kei­ten auf und erhielt die Empfehlung, dringend einen Augenarzt aufzusuchen. Im Durchschnitt leiden drei von vier Bewohnern unter einer Seh­beein­trächti­gung, fünf Prozent sogar an Blindheit. Mithilfe der richtigen Brille könnte rund ein Drittel der untersuchten Senioren wieder besser sehen.

Auch die Netz­werk­a­r­beit stellt nach wie vor eine wichtige Aufgabe dar. Die Fachstellen für Pflege und Behin­der­ten­ein­rich­tun­gen ? Qua­li­täts­ent­wick­lung und Aufsicht (FQA) an den Land­rat­s­äm­tern sind wichtige Partner und Mul­ti­pli­ka­to­ren, um das Thema „Gutes Sehen“ vor­an­zu­brin­gen und nachhaltig zu verankern. Dass Seh­beein­trächti­gungen im Alter allmählich in das allgemeine aber auch politische Bewusstsein rücken, zeigt sich auch darin, dass in den neuen MDK-Qua­li­täts­prü­fun­gen die Bedarfe seh­be­ein­träch­tig­ter Menschen explizit berück­sich­tigt werden. Und auch das bayerische Gesundheit- und Pfle­ge­mi­nis­te­rium führt sein Engagement für seh­be­ein­träch­tigte Menschen weiter. Seit 20. November 2019 wird die beda­rfs­ge­rechte und barrierefreie Schaffung bzw. Umgestaltung von Pfle­ge­plät­zen für sehbehinderte und seh­ein­ge­schränkte Senioren mit einer Inves­ti­ti­ons­kos­ten­för­de­rung in Höhe von bis zu 60.000 Euro gefördert.

Quelle: mgo Fachverlage - Das Medizinportal

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