So können Sie sehbehinderte und blinde Menschen in der Corona-Krise unterstützen

Wer sehbehindert oder blind ist, steht seit dem März 2020 vor ganz neuen Problemen im Alltag. Der Deutsche Blinden- und Seh­behinderten­verband (DBSV) hat deshalb eine Umfrage gestartet: Welche Unter­stüt­zung wünschen Sie sich in Corona-Zeiten von Ihren sehenden Mitmenschen? Mehr als 200 Betroffene haben daraufhin ihre Wünsche und Tipps eingesandt, die am häufigsten genannten werden anlässlich des Seh­be­hin­der­ten­ta­ges 2020 ver­öf­fent­licht. „Zwei Informationen nehme ich aus den Antworten mit“, sagt DBSV-Präsident Klaus Hahn. „Viele Menschen mit Seh­ein­schränk­ung leiden ganz enorm unter der neuen Situation – und oft wäre die Lösung verblüffend einfach.“

Das absolute Top-Thema bei den Einsendungen wird für viele eine Überraschung sein: Es geht ums Busfahren. Seit der vordere Bereich in Bussen abgesperrt ist, können sehbehinderte und blinde Menschen nicht mehr wie gewohnt beim Fahrer einsteigen, ihn fragen, auf welcher Linie er fährt, und sich dann auf die vorderen Plätze für schwer­be­hin­derte Menschen setzen. Deshalb ist es hilfreich, wenn jemand anbietet, die an der Haltestelle ankommenden Buslinien anzusagen und bei der Suche nach Bustür und Sitzplatz als „Navi“ zu dienen.

Ein weiteres oft genanntes Problem sind die neuartigen „Corona-Schlangen“ mit Abstand zwischen den Wartenden – für viele sehbehinderte und blinde Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Sie würden sich freuen zu erfahren, dass es eine Schlange gibt, ob sie zur Post oder zum Bäcker führt, wo man das Ende der Schlange findet und wann man vorrücken soll.

Vielen Betroffenen macht es zu schaffen, dass im öffentlichen Raum seit Beginn der Kon­takt­be­schrän­kun­gen mehr geschwiegen wird als vorher. Dabei sind sehbehinderte und blinde Menschen in Zeiten des Abstand­hal­tens noch mehr als sonst darauf angewiesen, dass man mit ihnen spricht. „Ich sag Ihnen gern Bescheid, wenn Sie dran sind.“ „Einen Meter rechts von Ihnen ist ein Spender für Des­in­fek­ti­ons­mit­tel.“ „Wenn Sie einen Schritt zurückgehen, stehen Sie hinter der Markierung.“ Ein Großteil der Befragten kann gar nicht genug von freundlichen Hinweisen dieser Art bekommen.

Bitte einfach Hilfe anbieten, bitte mehr Gelassenheit im Supermarkt, bitte Fuß­bo­den­mar­kie­run­gen mit mehr Kontrast … Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Die am häufigsten genannten Wünsche seh­be­hin­der­ter und blinder Menschen in Corona-Zeiten jetzt unter www.dbsv.org/corona-tipps

Angebote zu Corona-Themen für sehbehinderte und blinde Menschen

Der Corona-Ratgeber speziell für blinde und sehbehinderte Menschen – von den Tipps eines Virologen über Hinweise zur Anste­ckungs­ge­fahr beim Führen bis zu arbeits­recht­li­chen Fra­ge­stel­lun­gen:

  • NEU! Zum Hören übers DBSV-Infotelefon 030 / 2555 80808

Politische Forderungen des DBSV zu den Auswirkungen der Corona-Krise:

Quelle: Deutscher Blinden- und Seh­behinderten­verband, Pres­se­spre­cher Volker Lenk

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