Trockene Makuladegeneration: Hoffnung auf Therapie
Die Makula ist der Bereich der Netzhaut, die für das scharfe Sehen unverzichtbar ist. Sie wird deshalb auch Punkt des schärfsten Sehens genannt. Im höheren Alter gibt es zwei chronische Erkrankungen, die die Makula angreifen und zu einem zunehmenden Sehverlust führen: die feuchte und die trockene altersabhängige Makuladegeneration, kurz AMD.
Ursache ist eine Störung des Stoffwechsels an der Makula. Die lichtempfindlichen Fotorezeptoren werden beständig übers Blut versorgt und der Stoffwechselmüll abtransportiert. Dieser Ablauf ist bei der AMD gestört. Während die aggressivere feuchte Form der AMD seit einigen Jahren mit regelmäßigen Spritzentherapien recht gut zu behandeln ist, gab es für Betroffene mit einer trockenen AMD bisher keine Hoffnung, das Zugrundegehen ihrer Sehzellen aufzuhalten.
Symptome der trockenen Makuladegeneration: Schleier, fehlende Konturen
Bei der fortgeschrittenen Form der trockenen Makuladegeneration, auch geographische Atrophie genannt, bildet sich rund um den Punkt des schärfsten Sehens Narbengewebe. Weil das ein schleichender Prozess ist, bleibt es für die Betroffenen oft jahrelang unbemerkt. Irgendwann sehen sie eigentlich gerade Linien wellig oder erkennen einzelne Zahlen oder Buchstaben nicht mehr. Beim Zeitunglesen benötigen sie dann sehr helles Licht, um etwas erkennen zu können. Mit der Zeit legt sich ein Schleier über die Sicht, Konturen sind immer schwerer zu erkennen und schließlich fällt sogar die Orientierung im Freien zunehmend schwer.
Bisher keine Therapie: Betroffenen droht die Erblindung
Bislang gab es gegen die trockene Form der altersbedingten Makuladegeneration keine Medikamente. In der Netzhaut der Betroffenen stören Fettablagerungen mehr und mehr die Versorgung der Fotorezeptoren. Es kommt zu Entzündungsprozessen. Botenstoffe aktivieren daraufhin das sogenannte Komplementsystem, einen Teil unseres angeborenen Immunsystems, das eigentlich dafür zuständig ist, Bakterien und kranke Zellen zum Absterben zu bringen. Doch bei der trockenen AMD ist das Komplementsystem hyperaktiv und greift die Zellschicht an, die die Fotorezeptoren versorgt. Diese gehen daraufhin nach und nach zugrunde. Die Sehschärfe nimmt immer mehr ab, schließlich droht die Erblindung.
Medikamente im Test: Lässt sich die Makuladegeneration aufhalten?
Weltweit laufen derzeit verschiedene klinische Studien, die das Komplementsystem zu beeinflussen versuchen. An der Medizinischen Hochschule Hannover wird ein Medikament in Tablettenform geprüft, das den Abbauprozess in den Augen womöglich aufhalten könnte. Zwei Mal am Tag werden dafür Tabletten eingenommen, die das hyperaktive Komplementsystem ausbremsen sollen. Der Wirkstoff bindet sich an spezielle Eiweiße, um die sich verstärkende Kaskade der Immunabwehr zu stoppen. Zwar lassen sich die bereits narbig veränderten Areale der Netzhaut so nicht wiederbeleben, aber in einem früheren Stadium, wenn das Zentrum der Makula noch erhalten ist, könnte das Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden.
Auch wenn ein Wirkstoff in Tablettenform sehr attraktiv wäre, rechnen Experten eher mit einer Therapie, die alle vier bis acht Wochen direkt ins Auge injiziert werden muss. Der Vorteil wäre, dass das Medikament sofort an Ort und Stelle ist, wo es wirken soll. Die Injektionen erfolgen in den Glaskörper, der sich vor der Netzhaut befindet. Die Erfolge dieser Therapie sind bereits so vielversprechend, dass die US-Zulassungsbehörde FDA schon bald vermutlich eines dieser Medikamente für den heimischen Markt zulassen wird. In Deutschland könnte es dann in rund einem Jahr erhältlich sein.
Frühzeitige Behandlung: Schaden in der Makula begrenzen
Verlaufen die Studien erfolgreich und wird ein Medikament zur Behandlung der trockenen AMD zugelassen, hat das erhebliche Folgen für die Behandlungsstrategie dieser Erkrankung. Dann müsste die trockene Makuladegeneration künftig möglichst früh behandelt werden, um den Schaden in der Makula rechtzeitig zu begrenzen.
Quelle: NDR