Was der Blick ins Auge verrät

Augenärzte finden nicht selten Hinweise auf All­ge­mei­ner­kran­kun­gen

Düsseldorf 27.08.2020 – Die Augen erlauben wertvolle Einblicke in die Gesundheit eines Menschen. All­ge­mei­ner­kran­kun­gen wirken sich oft auch hier aus – und so finden Augenärzte nicht selten bei einer Rou­ti­ne­un­ter­su­chung den ersten Hinweis auf eine Zucker­krank­heit oder auf Bluthochdruck. Darauf weist Dr. Ludger Wollring vom Pressereferat des Berufs­ver­bands der Augenärzte hin.

Augen­un­ter­su­chun­gen sind in der Regel schonend und wenig belastend für die Patienten und die Ergebnisse liefern oft Hinweise auf Krankheiten, die man zunächst überhaupt nicht mit dem Auge in Verbindung bringt. So erlaubt der Blick auf die Hornhaut Rück­sch­lüsse auf den Fett­stoff­wech­sel. Ringförmige Fett­abla­ge­run­gen (Arcus lipoides) am Rand der Hornhaut beein­träch­ti­gen das Sehvermögen nicht und sind bei Menschen im fort­ge­schrit­te­nen Alter häufig. Doch wenn schon unter 50-Jährige solche Ablagerungen aufweisen, ist Vorsicht geboten – denn dann kann das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, erhöht sein. Fällt beim Blick auf die Hornhaut ein grünlicher bis bräunlicher Ring an ihrem Rand auf, dann ist das ein Hinweis auf einen Morbus Wilson. Das ist eine ererbte Stoff­wech­sel­stö­rung, bei der sich Kupfer im Körper ablagert und bei der unter anderem Leber und Nerven geschädigt werden. Mit frühzeitiger Therapie kann der Krank­heits­ver­lauf meist gestoppt oder verlangsamt werden.

Besonders auf­schluss­reich ist die Untersuchung der Netzhaut im Augeninneren. Mit Hilfe des Augenspiegels können Augenärzte sich die Blutgefäße der Netzhaut genau anschauen. Ihr Zustand erlaubt es, die Gesundheit der Blutgefäße im gesamten Körper zu beurteilen. So finden sich hier Hinweise auf einen Bluthochdruck oder auf die Zucker­krank­heit. Unterstützt von Com­pu­ter­al­go­rith­men lassen sich Fotos der Netzhaut inzwischen sogar automatisiert auswerten. Diese oft als „künstliche Intelligenz“ bezeichnete Technik kann ein viel­ver­spre­chen­des neues Werkzeug für Augenärzte werden.

Für Unter­su­chun­gen der Netzhaut ist in den vergangenen Jahrzehnten die optische Kohärenz­tomographie (OCT) ein unver­zicht­ba­res Verfahren geworden. Mit ihrer Hilfe lassen sich hoch­auf­lö­sende Bilder der Netz­haut­schich­ten machen, wie sie sonst nur nach einer Biopsie unter dem Mikroskop sichtbar würden. Die so gewonnenen Befunde sind nicht nur für die Diagnose von Augen­krank­heiten wertvoll. Bei der Multiplen Sklerose ist häufig auch der Sehnerv entzündet und OCT-Bilder helfen bei der Diagnose und bei Unter­su­chun­gen zur Kontrolle des The­ra­pie­er­folgs. Auch Krankheiten des zentralen Nervensystems wie Parkinson oder Alzheimer können mög­li­cher­weise mit diesem Verfahren erkannt und im Verlauf bewertet werden.

Aber auch bei anderen Krankheiten ist es sinnvoll, dass Augenärzte über die Grenzen ihres Fachs hinausschauen. Rheumatische Erkrankungen können auch zu Entzündungen der Aderhaut im Auge (Uveitis) führen. Bei diesen Auto­im­mu­ner­kran­kun­gen ist daher oft auch der fachkundige auge­n­ärzt­li­che Rat gefragt, auch wenn die Behandlung zusammen mit Rheumatologen und anderen Fachärzten abgestimmt wird.

Und auch Virus­in­fek­ti­o­nen können die Augen in Mit­lei­den­schaft ziehen. Aktuelles Beispiel ist das Corona-Virus, das nicht nur den Mund-Rachen-Raum und die Lunge betrifft, sondern auch eine Bin­de­haut­ent­zün­dung hervorrufen kann. Andere Viren, die das Auge schädigen können, sind Herpes-Viren, die eine das Sehvermögen bedrohende Horn­haut­ent­zün­dung auslösen können.

Quelle: Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V., Pres­se­spre­cher Dr. Ludger Wollring

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