Stellungnahme zu Syfovre für geographische Atrophie

Das Phar­ma­un­ter­neh­men Apellis Phar­ma­ceu­ti­cals Inc. gab bekannt, dass der Ausschuss für Humana­rz­nei­mit­tel (CHMP) der Europäischen Arz­nei­mit­te­l­agen­tur (EMA) eine negative Stellungnahme zum Antrag auf Markt­zu­las­sung von Syfovre (Wirkstoff Pegcetacoplan) abgegeben hat. Pegcetacoplan und ein weiterer Wirkstoff (Avacincaptad Pegol, Firma Astellas) wurden im Frühjahr 2023 in den USA als erste Medikamente gegen die geographische Atrophie (GA) zugelassen. Bei der geo­gra­phi­schen Atrophie handelt es sich um die trockene Spätform der Alters­ab­hän­gi­gen Makula-Degeneration, die einen weit­rei­chen­den Sehverlust bewirkt.

Die Wirkstoffe greifen in das Kom­ple­ment­sys­tem ein, welches Teil unseres angeborenen Immunsystems ist. Gerät das Kom­ple­ment­sys­tem aus dem Gleichgewicht, kann es an verschiedenen Krankheiten beteiligt und für Gewe­be­schä­den ver­ant­wort­lich sein. Das ist auch bei der geo­gra­phi­schen Atrophie der Fall. Bei dieser Spätform der AMD betreffen die Gewe­be­schä­den die Pho­to­re­zep­to­ren in der Netzhaut. Kommt es zu einem flächigen Schwund der Netzhaut, spricht man von geo­gra­phi­schen Atrophie-Läsionen. Beide Wirkstoffe verhindern, dass das angeborene Immunsystem Zellen zerstört, da es sich um Komplement-Inhibitoren handelt. In klinischen Studien konnte Pegcetacoplan zeigen, dass nach 24 Monaten das Wachstum der geo­gra­phi­schen Atrophie-Läsionen reduziert wurde. Dabei wurde der Wirkstoff ein Mal pro Monat bzw. alle zwei Monate in den Glaskörper des Auges injiziert.

Der Ausschuss der Humana­rz­nei­mit­tel begründete das negative Votum fol­gen­der­ma­ßen: Die vorgelegten Studiendaten zeigten zwar, dass Pegcetacoplan das mor­pho­lo­gi­sche Wachstum der geografischen Atrophie-Läsionen verlangsamt. Dies führte während des Beob­ach­tungs­zeit­raums der Studie allerdings nicht zu einem nachweisbaren klinisch bedeutsamen Nutzen für die Patienten. Ein positiver Effekt auf die Sehfunktion oder die Lebens­qua­li­tät der AMD-Patienten konnte laut CHMP in den Studien nicht nachgewiesen werden. Dagegen bergen, so der CHMP, regelmäßige Injektionen in das Auge ein nicht zu ver­nach­läs­si­gen­des Risiko für unerwünschte Ereignisse, ein­schließ­lich der Entwicklung einer feuchten AMD oder Entzündungen im Auge, die das Sehvermögen weiter ver­schlech­tern könnten. Daher kam die Agentur zu dem Schluss, dass der Nutzen von Syfovre die Risiken nicht überwiege und empfahl, die Zulassung zu verweigern. Der Hersteller hat Widerspruch gegen das negative Gutachten eingelegt. Hierbei hat der CHMP der EMA auch weitere Daten zu berück­sich­ti­gen, die vom Hersteller inzwischen zusätzlich eingereicht wurden. Eine Entscheidung wird im Herbst 2024 erwartet.

Die Pati­en­ten­or­ga­ni­sa­tion PRO RETINA Deutschland e. V. weist darauf hin, dass viele Betroffene an die Entwicklung des Wirkstoffes große Hoffnungen geknüpft haben: „Nachdem der Wirkstoff in den USA bereits eingesetzt wird, haben viele Betroffene gehofft, dass die Therapie auch in Deutschland zugelassen wird. Für viele war das der einzige Rettungsanker, da es bislang gar keine The­ra­pie­op­tion gibt. Umso wichtiger ist es, dass sich die Rat und Orientierung suchenden Betroffenen jetzt an die Beraterinnen und Berater von PRO RETINA wenden können “, so Ute Palm, Vor­stands­vor­sit­zende von PRO RETINA.

Alle Informationen auch unter:
https://investors.apellis.com/news-releases/news-release-details/apellis-announces-negative-chmp-opinion-pegcetacoplan-ga
https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/syfovre

Quelle: PRO RETINA Deutschland e. V.

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