Die Makula­degeneration ist eine chronische Krankheit

Berufsverband der Augenärzte Deutschlands rät zu kon­ti­nu­ier­li­cher medizinischer Versorgung

Düsseldorf 22.01.2019 – Die Alters­abhängige Makula­degeneration (AMD) ist die häufigste das Sehvermögen bedrohende Krankheit. Sie tritt in zwei Formen auf: der langsam fort­s­chrei­ten­den trockenen AMD und der aggressiveren feuchten AMD. Für letztere gibt es eine Behandlung, mit der der Sehverlust meist aufgehalten werden kann. Engmaschige Kontrollen und oft viele Behandlungen müssen allerdings in der Regel über Jahre hinweg erfolgen, denn die AMD ist eine chronische Krankheit, erläutert Netz­haut­spe­zi­a­list Prof. Dr. Hans Hoerauf vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands.

Bei der trockenen AMD gehen im Bereich der Netzhautmitte (auch so genannter „gelber Fleck“ oder „Makula lutea“), die licht­emp­find­li­chen Zellen nach und nach verloren. Bei bestimmten Stadien der trockenen AMD kann man durch Einnahme von Antioxidatien (Zink, Vitamin C und E, Lutein) die Ver­schlecht­erung verlangsamen. Für die trockene Form sind weitere Therapien in Erprobung, jedoch noch keine verfügbar. Bei der feuchten AMD beschleunigen krankhaft in die Makula wachsende Blutgefäße den Prozess: Sie sind undicht, Flüssigkeit tritt in und unter das Netzhaut-Gewebe und hebt die Schicht der licht­emp­find­li­chen Zellen von der dar­un­ter­lie­gen­den, sie ernährenden Zellschicht ab. Die Netzhaut schwillt an, die Betroffenen nehmen im Zentrum des Gesichtsfelds Verzerrungen wahr – gerade Linien erscheinen krumm, und die Sehschärfe wird schlechter.

Mit Medikamenten, die direkt ins Augeninnere gegeben werden, gelingt es bei vielen Patienten, die feuchte AMD unter Kontrolle zu bringen: Die Medikamente hemmen den Botenstoff VEGF (vascular endothelial growth factor), der für das Wachstum der krankhaften Blutgefäße im Bereich der Netzhautmitte ver­ant­wort­lich ist. Die Flüs­sig­keits­an­samm­lun­gen werden abgebaut, die Netzhautdicke normalisiert sich wieder und die schädlichen Gefäße können keine Sehzellen mehr zerstören.

Zu Beginn der Behandlung erfolgen in monatlichen Abständen drei Medi­ka­men­ten­ga­ben ins Auge. Damit ist die Therapie jedoch nicht abgeschlossen, betont Prof. Hoerauf, sondern es handelt sich um eine Auf­sät­ti­gungs­phase, nach der auch die Wirksamkeit des verabreichten Medikaments beurteilt wird. Viele Patienten verwechseln dies und denken fälsch­li­cher­weise, dass nach den drei Medi­ka­men­ten­ein­ga­ben die Therapie beendet ist. Dies trifft leider nur für einen kleinen Teil der Patienten zu. Um Ent­täu­schun­gen zu vermeiden, sollten sich die Patienten bewusst sein, dass die AMD eine chronische Krankheit ist. Um das Sehvermögen zu erhalten, sind daher vielfach weitere Behand­lungs­se­rien notwendig. Die Abstände, in denen weitere Medi­ka­men­ten­ga­ben erfolgen, sind dabei individuell verschieden.

Für die Beurteilung, wie oft eine Behandlung notwendig ist, untersuchen Augenärzte AMD-Patienten mit einer Seh­schär­fen­be­stim­mung, einer Netz­haut­spie­ge­lung und einer optischen Kohärenz­tomographie (OCT). Die OCT, ein berüh­rungs­lo­ses Verfahren, liefert detaillierte, hoch­auf­ge­löste Schnittbilder der Netzhaut, auf denen zu sehen ist, ob noch Zeichen eines her­ein­wach­sen­den Gefäßes und Flüs­sig­keits­an­samm­lun­gen vorhanden sind. Basierend auf diesen Bildern können Augenärzte die Krank­heits­ak­ti­vi­tät beurteilen.

Für eine langfristig erfolgreiche Behandlung ist es wichtig, dass die Patienten die vereinbarten Termine zuverlässig wahrnehmen und die Therapie kon­ti­nu­ier­lich fortsetzen. Der Aufwand dafür ist für die Patienten und oft auch für ihre Angehörigen groß. Der Lohn für die Mühe ist der Erhalt des Augenlichts, das für die Lebens­qua­li­tät gerade im Alter eine große Bedeutung hat.

Quelle: Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, Pres­se­spre­cher Dr. Ludger Wollring

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