Fehler im System – DBSV fordert sichere Elektro­fahr­zeuge

Elektro­fahr­zeuge sind leiser als Fahrzeuge mit Ver­bren­nungs­mo­to­ren und werden schlechter wahrgenommen. Seit Juli 2021 müssen sie deshalb über ein AVAS (Acoustic Vehicle Alerting System) verfügen, das Warntöne erzeugt. Die Unfall­for­schung der Versicherer hat nun gefährliche Sicher­heits­lü­cken aufgedeckt.

„Jetzt haben wir es endlich schwarz auf weiß“, sagt Hans-Werner Lange, der Präsident des Deutschen Blinden- und Seh­behinderten­verbandes (DBSV). Die Studie „Wahrnehmung von Elektro­fahr­zeugen“, herausgegeben von der Unfall­for­schung der Versicherer (UDV), bestätigt, was blinde und sehbehinderte Menschen schon lang vermutet haben: Ein AVAS, das den Vorgaben entspricht, ist in bestimmten Situationen trotzdem schlechter wahrnehmbar als ein Ver­bren­nungs­mo­tor.

In der Studie geht es konkret um die Frage, wie Fahrzeuge bei Beschleu­ni­gung wahrgenommen werden. Ein AVAS gibt hier zu wenig akustische Informationen, um die Beschleu­ni­gung gut ein­zu­schät­zen. Die Folge sind riskante Situationen im Stra­ßen­ver­kehr. Ein weiteres Problem ist, dass ein AVAS sich beim Erreichen von 20 km/h abschaltet, weil man davon ausgeht, dass ab dieser Geschwin­dig­keit die Rei­fen­ge­räu­sche überwiegen und ausreichen. Ein Trugschluss, wie die Studie nun beweist.

Hinzu kommt, dass in der Studie Fahrzeuge bei gleicher Beschleu­ni­gung verglichen wurden. Dass Elektro­fahr­zeuge in der Praxis deutlich schneller als Verbrenner beschleunigen können, verschlimmert das Problem. Ein weiterer wichtiger Punkt kommt von Hans-Werner Lange: „Die Testpersonen in der Studie konnten die Autos sehen und lagen bei der Einschätzung der Beschleu­ni­gung trotzdem daneben. Man kann sich vorstellen, wieviel schwieriger diese Einschätzung für Menschen ist, die auf visuelle Informationen verzichten müssen.“

Der DBSV setzt sich seit vielen Jahren auf nationaler und europäischer Ebene für sichere Elektro­fahr­zeuge ein. „Angesichts der Ergebnisse dieser Studie müssen die Vorgaben für das AVAS-Geräusch dringend geändert werden. Wie die Erfahrung lehrt, kann das leider Jahre dauern. Deshalb fordern wir die Hersteller auf, freiwillig nachzubessern und so das erhöhte Risiko, das durch die Nutzung ihrer Elektro­fahr­zeuge entsteht, auf ein normales Maß zu senken“, unterstreicht Lange.

Position des Gemeinsamen Fach­aus­schus­ses für Umwelt und Verkehr

Das Posi­ti­ons­pa­pier „Akustische Wahr­nehm­bar­keit von geräu­sch­ar­men Kraft­fahr­zeu­gen durch optimiertes ‚Acoustic Vehicle Alerting System (AVAS) 2.0‘ stärken und Ver­kehrs­si­cher­heit erhöhen“ des Gemeinsamen Fach­aus­schus­ses für Umwelt und Verkehr beim DBSV ist online unter: https://www.dbsv.org/posi­ti­ons­pa­pier-gfuv/avas-2023.html

Quelle: Deutscher Blinden- und Seh­behinderten­verband e.V.

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