Feuchte Makula­degeneration zusätzlich bestrahlen?

Betroffene mit neo­vas­ku­lä­rer alters­be­ding­ter Makula­degeneration profitieren offenbar deutlich von einer zusätzlichen ste­reo­tak­ti­schen Bestrahlung. Diese trug in einer ran­do­mi­sier­ten Studie aus Groß­bri­tan­nien dazu bei, die Zahl der unangenehmen Injektionen in den Glaskörper signifikant zu reduzieren.

Durch Injektionen eines VEGF(Vascular Endothelial Growth Factor)-Blockers in den Glaskörper lässt sich das krankhafte Gefä­ß­wachs­tum in der Netzhaut bei Personen mit neo­vas­ku­lä­rer alters­be­ding­ter Makula­degeneration (nAMD) bremsen. Ein Problem ist allerdings, dass die ggf. monatlich wiederholten Prozeduren von den Betroffenen als sehr unangenehm empfunden werden. Dass offenbar weniger Injektionen erforderlich sind, wenn eine robo­teras­sis­tierte ste­reo­tak­ti­sche Radiotherapie (SRT) zum Einsatz kommt, hat sich bereits in der INTREPID-Studie angedeutet; dabei hatte es sich jedoch um eine Phase-2-Studie mit relativ geringer Teil­neh­mer­zahl (n = 230) gehandelt.

Randomisierte Studie an 30 Zentren

Aktuelle Ergebnisse liegen jetzt aus der STAR-Studie vor, die mit 411 Teilnehmenden deutlich größer ist. Die randomisierte kontrollierte Studie wurde an 30 britischen Zentren durchgeführt, die dem National Health Service (NHS) angegliedert sind. Im Prinzip wurden die Ergebnisse der INTREPID-Studie damit bestätigt: Die Zahl der intra­vi­tre­a­len Injektionen (in diesem Fall mit dem VEGF-Blocker Ranibizumab), die innerhalb von zwei Jahren durchgeführt werden mussten, ließ sich durch eine einzelne SRT mit 16 Gy signifikant, nämlich um 22% gegenüber einer Schein­be­strah­lung (0 Gy) reduzieren. Der SRT-Gruppe hatte man zu Beginn 274 Patienten und Patientinnen mit nAMD zugelost, der Ver­gleichs­gruppe 137. In allen Fällen hatten zuvor bereits mindestens drei VEGF-Blocker-Injektionen stattgefunden. Die finale Auswertung nach zwei Jahren konnte mit 241 bzw. 118 Teilnehmenden durchgeführt werden. In dieser Zeit hatte die SRT-Gruppe median 10,7 Injektionen und die schein­be­strahlte Gruppe 13,3 Injektionen erhalten.

Sehschärfe kaum beeinflusst

Die Sehschärfe hatte durch die Bestrahlung offenbar nicht nennenswert gelitten: In einer adjustierten Analyse, in der die Veränderung der BCVA (best­kor­ri­gierte Sehschärfe, gemäß Early Treatment Diabetic Retinopathy Study) innerhalb des Stu­di­en­zeit­raums gemessen wurde, war der Unterschied zwischen beiden Gruppen mit median 1,7 Buchstaben minimal (die Grenze für Nicht­un­ter­le­gen­heit war bei 5 Buchstaben angesetzt worden). In der SRT-Gruppe hatte der mediane Wert zu Beginn bei 68,4 gelegen, in der Ver­gleichs­gruppe bei 69,1. In Woche 96 hatten sich die beiden Gruppen auf Werte von 65,4 bzw. 68,5 ver­schlech­tert. Bei der Abschluss­mes­sung waren auch die angio­gra­fi­schen Läsionen etwa gleich mit median 8,3 mm2 bzw. 7,3 mm2. Ähnliches galt für das Ausmaß der aktiven Läsionen (7,3 mm2 bzw. 6,4 mm2). Beide Gruppen hatten schließlich auch vergleichbare Werte in einem Score zur Lebens­qua­li­tät (EQ-5D-5L).

Mehr mikro­vas­ku­läre Anomalien

Ein nennenswerter Unterschied zeigte sich allerdings bei den mikro­vas­ku­lären Anomalien. Solche fanden sich in der multimodalen Bildgebung bei 35% der tatsächlich, aber nur 12% der scheinbar bestrahlten Patientinnen und Patienten. Insgesamt hatten jedoch die von solchen mikro­vas­ku­lären Anomalien betroffenen Augen sogar eine etwas bessere Sehschärfe als die nicht betroffenen. Abgesehen davon waren unerwünschte Ereignisse in den beiden Ver­gleichs­gruppen ähnlich häufig aufgetreten. So lag bei­spiels­weise die Rate der Katarakte bzw. Kata­rak­t­ope­ra­ti­o­nen bei 10% bzw. 9%. Als bedrohlichste Nebenwirkung gilt im Allgemeinen die Endo­ph­thal­mi­tis, diese trat bei 0,4% der SRT- und 0,8% der Ver­gleichs­gruppe auf.

Nach Timothy L. Jackson vom King’s College Hospital in London und seinen Mit­for­schen­den, die die STAR-Studie im Lancet publiziert haben, liegt ein Vorteil der STR auch in den geringeren Kosten, die sich aus der reduzierten Zahl der Injektionen ergeben.

Quelle: sprin­ger­me­di­zin.de

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