Hoffnung und neue Ansätze für die alters­abhängige Makula­degeneration

Die alters­abhängige Makula­degeneration verursacht relevante Ein­schränk­ungen des Sehens: Probleme mit dem Erkennen von Gesichtern, Auswirkungen auf die Fahr­taug­lich­keit und ein Verlust der Lese­fä­hig­keit können schmerzhafte Folgen der Erkrankung sein.

Frühe Ver­än­de­run­gen

In den Sehzellen des Auges wird Licht in elektrische Signale umgewandelt. Es handelt sich um einen Prozess, der sehr viel Energie benötigt. Die hohe Zelldichte und die komplexen Höchst­leis­tun­gen stellen ganz besondere Anforderungen an den Stoffwechsel. Der Sauerstoff wird von Gefäßen der Aderhaut geliefert, das Gewebe mit der höchsten Durch­blu­tungs­dichte des menschlichen Körpers. Eine große Menge von Abfall­pro­duk­ten muss abgebaut werden. Hier spielt das Pig­men­te­pi­thel eine wichtige Rolle. Die empfindlichen Zellen übernehmen die Entsorgung der Abfall­pro­dukte. Ansammlungen gelblicher Ablagerungen sind ein früher Hinweis auf eine drohende Makula­degeneration. Größe und Form dieser sogenannten Drusen zeigen die Prognose an.

Unter­schied­li­che Ausprägung

Die früher verbreiteten Kategorien „trocken“ und „feucht“ reichen nicht aus. Es wird vermutet, dass mehr als ein Drittel der Betroffenen unter einer kombinierten Ausprägung leidet, also sowohl einen Verlust des Pig­men­te­pi­thels als auch krankhafte Gefäß-Neubildungen zeigt. Die Formen mit einem Gewebsverlust (Atrophie) weisen eine große Hete­ro­ge­ni­tät bezüglich Geschwin­dig­keit der Ver­schlecht­erung und Kontrastsehen auf. Aus der Grund­lagen­forschung sind Therapie­ansätze her­vor­ge­gan­gen, die helfen können, den Verlauf der Spätformen günstig zu beeinflussen.

Gefä­ß­mem­bran verursacht Blutungen und Schwellung

Seit über 15 Jahren werden Medikamente genutzt, um die Gefä­ß­wu­che­run­gen unter der Netzhaut zu behandeln. Die Wirkstoffe binden Moleküle, um durchlässige Gefäße abzudichten und das krankhafte Wachstum zu bremsen. Leider müssen diese (Ranibizumab, Aflibercept, Brolucizumab, Faricimab, Bevacizumab) aber ziemlich regelmäßig, meist sogar lebens­läng­lich, ins Auge gespritzt werden. So kann eine Art mehrwöchiges Depot die Neben­wir­kun­gen auf Blutdruck und Kreis­lauf­sys­tem vermindern. Die Prozedur ist für die Betroffenen mit Arztbesuchen, manchmal mit einer Reizung der Augen­o­ber­flä­che und einem kleinen, aber relevanten Infek­ti­ons­ri­siko verbunden.

Die Anzahl der Injektionen sollte durch eine gute Steuerung auf ein individuelles Minimum reduziert werden. Die hoch­auf­lö­sende Bildgebung der Netzhaut bietet hier die Voraussetzung, um das Ansprechen und den Bedarf zu beurteilen. In Zukunft werden höher dosierte Wirkstoffe, die Kombination von Wirkstoffen und Reservoire die Intervalle verlängern.

Verlangsamung der Atrophie

Gegen die fort­s­chrei­tende Ver­grö­ße­rung der Schädigung konnte man bisher wenig ausrichten. Wegen der Landkarten-ähnlichen Kontur spricht man hier von einer ‚geo­gra­phi­schen Atrophie‘. Das Pig­men­te­pi­thel rund um die Stelle des schärfsten Sehens, aber auch die umliegenden Nervenfasern werden geschädigt. Bewegung, mediterrane Kost, aber auch der Verzicht aufs Rauchen wirken sich günstig auf das Risiko des Auftretens aus.

In Amerika wurden 2023 zwei Wirkstoffe (Avacincaptad Pegol, Pegcetacoplan) zugelassen, die ein Hinauszögern des Atrophie-Wachstums bewirken sollen. Faktoren der Immunabwehr (Complement-Faktor C3 bzw. C5) werden gehemmt; das Flä­chen­wachs­tum der Schädigung wurde gebremst. Vor einem Einsatz sollte geprüft werden, ob eine ausreichende Fläche und Funktion der zentralen Netzhaut erhalten sind. Denn die Behandlung ist aufwändig und mit Risiken verbunden. Die irreversible Ver­schlecht­erung zeigt große individuelle Unterschiede.

Maßnahmen und Unter­stüt­zung

Obwohl Hoffnung angesichts biologisch wirksamer Behand­lungs­op­ti­o­nen besteht, sind rechtzeitiges Erkennen und die korrekte Einordnung des Befunds sehr wichtig. Die Therapien erfordern regelmäßige Termine und Kontrollen beim Augenarzt. Daher ist die Verbreitung ver­ständ­li­cher Informationen für Betroffene und Gefährdete von großer Bedeutung. „Es reicht nicht, wenn wir das Wissen um die bedrohte Sehkraft und korrektes Verhalten unter Arztbesuchern und Gesund­heits­sen­dun­gen der dritten Programme einstreuen“, sagt Professor Ziemssen, Kura­toriums­mitglied des AMD-Netz. „Wir müssen möglichst alle mit diesen relevanten Informationen erreichen.“ Der gemein­nüt­zige Verein freut sich über jede Form der Unter­stüt­zung, um ver­ständ­li­che und umfassende Auf­klä­rungs­a­r­beit zu ermöglichen. „Wer die dramatischen Ein­schränk­ungen auch nur einmal in seinem Umfeld erlebt hat, wird verstehen, wieso wir in unseren Bemühungen für eine bessere Unter­stüt­zung der Forschung und pati­en­ten­zen­trierte Medizin nicht nachlassen. Jedes Testimonial, jede Mitstreiterin und jeder Unterstützer ist willkommen.“

Quelle: Media Planet - ePaper

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