MACUSTAR: Europaweite Studie zur AMD
Das MACUSTAR-Konsortium führt unter der Koordination der Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn (UKB) eine europaweite klinische Studie zur altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) durch. Im Fokus steht die intermediäre Form der Erkrankung, die im natürlichen Verlauf zu den sehmindernden Spätformen fortschreitet.
Bei der AMD gehen allmählich Sehzellen im Zentrum des schärfsten Sehens zugrunde, wodurch es zur Verminderung des Sehvermögens kommen kann. Betroffen sind vor allem Menschen über 60 Jahre. Aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung steigt die Zahl der Betroffenen weiter an. Die AMD schreitet von einem frühen über ein intermediäres Stadium zu einem späten Stadium fort, das meist zu irreversiblem Sehverlust führt.
„Es besteht dringender Bedarf, neue Therapien zu entwickeln, die das Fortschreiten von der intermediären zur späten AMD aufhalten“, sagt Prof. Frank G. Holz, Direktor der Augenklinik des UKB. „Damit solche neuen therapeutischen Ansätze in klinischen Studien getestet werden können, müssen zunächst Methoden entwickelt werden, mit denen sich verlässlich messen lässt, ob die Krankheit unter dem Einfluss einer Therapie aufgehalten wird“, so Holz weiter.
Im Zentrum von MACUSTAR steht eine Beobachtungsstudie mit 585 Patientinnen und Patienten mit intermediärer AMD, an der 20 klinische Studienzentren aus sieben europäischen Ländern teilnehmen. Dort wird untersucht, welche Messgrößen ein Signal für das Fortschreiten der Erkrankung liefern können und sich dadurch als klinische Endpunkte zukünftiger interventioneller Studien zur intemediären AMD eignen würden. Zu den in MACUSTAR evaluierten Messverfahren zählen hochauflösende bildgebende Verfahren auch mit KI-basierten Analysen, eine Reihe an funktionellen Tests sowie „patient reported outcomes“-Instrumente (durch Patientinnen und Patienten selbst dokumentierte Veränderungen). Neben klassischen Sehtests wird auch das Sehvermögen bei schlechten Lichtbedingungen und bei vermindertem Kontrast geprüft. Untersuchungen zur Lichtempfindlichkeit im Bereich der Makula und zum Anpassungsvermögen an Dunkelsehen, zur Lesegeschwindigkeit und zur Navigation sollen weiteren Aufschluss geben.
Es handelt sich dabei um die bislang größte derartige systematische Studie zur intermediären AMD. Ziel des MACUSTAR-Konsortiums ist es herauszufinden, welche Methode oder welche Kombination verschiedener Methoden die besten Anhaltspunkte dafür liefert, ob eine Therapie den weiteren Krankheitsfortschritt aufhalten kann. „Die Auswertung der baseline sowie der 3-Jahresverlaufsdaten haben bereits zu wesentlichen neuen Erkenntnisfortschritten geführt unter anderem bezüglich der Heterogenität und den prognostischen Faktoren der Erkrankung“, erläutert Prof. Robert Finger, ehemaliger stellvertretender Direktor der Augenklinik des UKB. Die jetzige Verlängerung der Studie soll das Verständnis davon verbessern, wie intermediäre AMD sich über einen längeren Zeitraum entwickelt. Dies soll in Zukunft eine frühere Diagnose des Voranschreitens sowie die Entwicklung innovativer Therapien ermöglichen.
Das MACUSTAR Konsortium erhält eine Förderung über 16,2 Millionen Euro vom Innovative Medicines Initiative 2 Programm, unterstützt vom Horizon 2020 Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union und EFPIA. Vor kurzem haben die Industriepartner Bayer, Novartis und Roche einer weiteren Förderung über drei Millionen Euro zugesagt, womit die Studie um weitere drei Jahre verlängert werden kann.
Bislang sind aus den Ergebnissen der MACUSTAR-Studie bereits 26 Publikationen in peer-reviewed journals hervorgegangen. 32 weitere Publikationen sind in Arbeit und es erfolgten bis heute 36 Präsentationen bei wissenschaftlichen Kongressen.
Das Konsortium:
Mit der Augenklinik des UKB und dem GRADE Reading Center Bonn sind das Moorfields Eye Hospital London (MBRC), das University College London (UCL), die City University of London (City) sowie die Fondation Voir et Entendre (FVE) Paris, die Association for Innovation and Biomedical Research on Light and Image (AIBILI) Coimbra, das Radbound University Medical Center (RUMC) Nimwegen, die University of Sheffield sowie das European Clinical Research Infrastructures Network (ECRIN) Paris als auch die Unternehmen Carl Zeiss-Meditec, Bayer AG, Novartis Pharma AG, und F. Hoffmann La-Roche beteiligt.
Quelle: biermann-medizin.de