Rolle des STAT3-Signalweges bei der Angiogenese

Eine Grundlagen-Studie von Julian Rapp et al. konnte zeigen, dass der Faktor Onkostatin M (OSM) des STAT3-Signalweges begünstigend auf die Blut­ge­fä­ß­neu­bil­dung und somit auf einige Netz­haut­erkrankungen des Auges wirkt. Der ciliare neurotrophe Faktor (CNTF) hat hingegen einen schwächenden Einfluss auf die Gefä­ß­neu­bil­dung.

Der STAT3-Signalweg der Zelle und seine beteiligten Faktoren sind ein attraktives Ziel für potenzielle neue Therapien. Experten der Stiftung Auge heben daher die Bedeutung dieser Arbeit besonders hervor. Rapp wurde deshalb der Wis­sen­schafts­preis 2023 der Stiftung Auge verliehen.

Die Angiogenese ist ein wichtiger Vorgang im gesunden Auge. Tritt diese jedoch vermehrt und unkon­trol­liert auf, ist das häufig Zeichen einer Auge­n­er­kran­kung wie der alter­sabhängigen Makula­degeneration (AMD) oder der diabetischen Retinopathie. „Ein besseres Verständnis der Ent­ste­hungs­me­cha­nis­men ist also essenziell, um mögliche neue the­ra­peu­ti­sche Ziele zu iden­ti­fi­zie­ren“, sagt Prof. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge.

Die im Fachjournal „Journal of Cell Science“ erschienene Studie untersuchte den STAT3-Signalweg, der bei der Blut­ge­fä­ß­neu­bil­dung im Auge eine Rolle spielt. In dieser Arbeit konnte die Hypothese, dass der Faktor OSM proangiogen wirkt und der CNTF antiangiogen bestätigt werden. Die Gruppe um Rapp konnte dies in Angiogenese-Unter­su­chun­gen nach stan­dar­di­sier­ten wis­sen­schaft­li­chen Kriterien zeigen.

Viele Prozesse in und zwischen den Zellen erfolgen auf Signalwegen, also Reak­ti­ons­ket­ten, die an vielen Stellen durch unter­schied­liche Faktoren beeinflusst werden. „Einer davon ist der STAT3-Signalweg, der bei der phy­sio­lo­gi­schen Entwicklung des Auges sowie bei vielen Erkrankungen eine entscheidende Rolle spielt“ erklärt Holz. Einige Aktivatoren des STAT3-Signalwegs, wie das IL-6 Zytokin-Fami­li­en­mit­glied OSM, setzen den Vorgang der Blut­ge­fä­ß­neu­bil­dung in Gang.

Bei weiteren Unter­su­chun­gen stellte sich außerdem heraus, dass die Faktoren OSM und der vascular endothelial growth factor (VEGF), sowie CNTF mit seinem löslichen Rezeptor CNTFRα und VEGF nicht nur auf den STAT3-Signalweg wirken. Sie rufen gemeinsam auch eine Veränderung des Transkriptoms hervor. Das Transkriptom bezeichnet dabei die Gesamtheit der Messenger-RNA, die in der Zelle als Kopie der DNA angefertigt werden. Aus der RNA werden unter anderem Proteine hergestellt, die wichtige Aufgaben in der Zelle übernehmen.

„Solche Grund­lagen­forschung schließt wichtige Wis­sens­lü­cken“, so Holz. „Kennen Forschende die genauen Akteure in einer Reak­ti­ons­kette und wissen, wann sich diese wie und unter welchen Umständen verhalten, können sie mit neuen Medikamenten zielgerichtet in den Mechanismus eingreifen und die Angiogenese und den Krank­heits­ver­lauf positiv beeinflussen.“

Quelle: biermann-medizin.de

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