Neue Strategie bei AMD: Augentropfen könnten Injektion ersetzen
Ein neuer an der University of Illinois Chicago (UIC), USA, entwickelter Wirkstoff könnte für Millionen von Menschen, die an feuchter altersbedingter Makuladegeneration (AMD) leiden, eine Alternative zur Injektion bieten. AMD führt zum Verlust des Sehvermögens, weil die Blutgefäße im hinteren Teil des Auges unkontrolliert wachsen und undicht werden. Ein neuer Artikel in “Cell Reports Medicine” unter der Leitung von UIC-Forscherin Yulia Komarova zeigt, dass ein niedermolekularer Hemmstoff die Schäden der AMD rückgängig machen und Regenerations- und Heilungsprozesse fördern kann.
Patientenfreundliche Alternative
Das Medikament, so heißt es, könne auch über Augentropfen verabreicht werden. Das sei eine Verbesserung gegenüber den derzeitigen Behandlungen für AMD, die wiederholte Injektionen in das Auge erfordern. „Die Idee war, etwas zu entwickeln, das patientenfreundlicher ist und keinen Besuch in der Arztpraxis erfordert“, erklärt Komarova, außerordentliche Professorin für Pharmakologie an der UIC.
Komarovas Präparat zielt auf ein Protein namens End Binding-3 (EB3) in den Endothelzellen, die das Innere der Blutgefäße auskleiden, ab. In der neuen Studie untersuchten die Forschenden, ob die Hemmung der EB3-Funktion die schädlichen Leckagen, die mit der feuchten AMD einhergehen, stoppen könnte.
Mithilfe von computergestützten Wirkstoffdesign-Methoden entwickelte das Team einen kleinen Hemmstoff, der über Augentropfen statt durch Injektion verabreicht werden kann. Anschließend testeten sie seine Wirksamkeit in Tiermodellen der feuchten AMD. Die Wissenschaftler stellten fest, dass eine zweimalige tägliche Behandlung die Augenschäden innerhalb von zwei bis drei Wochen reduzierte.
Wirkung des Hemmstoffs
Weitere Untersuchungen konnten zeigen, wie der Hemmstoff wirkt. Das Altern verursacht Entzündungen und Hypoxie im Auge. Das führt zu Veränderungen in der Genexpression, die mit den zellulären Auswirkungen und Symptomen der feuchten AMD in Verbindung stehen. Komarova und Kollegen fanden heraus, dass der von ihnen entwickelte EB3-Inhibitor diese epigenetischen Veränderungen rückgängig machte. Damit versetzte der Hemmstoff die Genexpression in einen normalen, gesunden Zustand zurück. „Wir reduzieren die Auswirkungen des Stressors auf die Endothelzellen, verbessern die Regenerationsprozesse und beschleunigen die Heilung“, so Komarova. „Das kann für die Funktion der Zellen von enormer Bedeutung sein.“
Weitere Erkrankungen im Fokus
Undichte Blutgefäße und hypoxischer Stress sind auch für viele andere Erkrankungen verantwortlich. Deshalb möchte Komarovas Gruppe den Inhibitor in Modellen für akute Lungenverletzungen, diabetische Retinopathie, Schlaganfall, Herzerkrankungen und sogar für die allgemeinen Auswirkungen des Alterns auf das Gehirn testen. Zudem untersuchen die Wissenschaftler, ob eine implantierbare Linse, ähnlich einer Kontaktlinse, das Medikament effektiver als Augentropfen ins Auge bringen könnte.
Quelle: biermann-medizin.de