Spezialbrillen für AMD-Patienten
Bei dieser Art von Brillen (z.B. NuCentro, E-Scoop) werden Gläser verwendet, die eine Kombination aus prismatischer Wirkung, Eigenvergrößerung (6% oder 8%) und Kantenfiltertönung darstellen. Es gibt nur wenige Studien zu diesem Hilfsmittel, von denen aber keine eine relevante Sehverbesserung nachweisen konnte.
Funktion der prismatischen Wirkung
Das Hauptargument der Anbieter ist die "prismatische Wirkung", die das Bild auf eine andere (bessere) Netzhautstelle als die Erkrankte lenken soll. AMD-Patienten müssen immer am zentralen Skotom (blinder Bereich in der Makula) vorbeischauen, also mit einer exzentrischen Netzhautstelle fixieren (Stelle außerhalb des erblindeten Bereichs). Es ist unwahrscheinlich, dass durch die prismatische Wirkung des Brillenglases eine bessere Netzhautstelle genutzt wird als ohnehin schon ohne diese Brille. Somit ist auch kein besserer Visus zu erwarten. Es kann aber sein, dass es im Einzelfall etwas weniger anstrengend ist, die veränderte Blickrichtung einzunehmen, weil das Auge etwas mehr "geradeaus" ausgerichtet sein kann.
Die prismatischen Gläser werden vom Hersteller entweder mit einer festen Basisrichtung versehen (z.B. E-Scoop) oder individuell angepasst (z.B. NuCentro). Bei fester Einstellung wird Basis oben gewählt, d.h. die Lichtstrahlen nach oben abgelenkt. Das kommt vielen AMD-Patienten entgegen, da Studien zeigen, dass AMD-Patienten recht häufig eine exzentrische Netzhautstelle oberhalb der Foveola nutzten. Es gibt aber auch Patienten, die eine Netzhautstelle rechts oder links von der Foveola zum exzentrischen Fixieren nutzen oder eine Stelle unterhalb der Foveola. Bei individueller Anpassung kann hierauf Rücksicht genommen werden. Dabei ist aber anzumerken, dass die Brille dann ein individuell angefertigtes Produkt ist, bei dem ein späterer Umtausch verweigert werden kann.
"Eigenvergrößerung"
Diese liegt meist unter 10% (mehr Eigenvergrößerung würde sehr dicke Gläser bedeuten). Eine 10% Vergrößerung ist aber weniger als eine halbe Visusstufe (26%), also wird man dadurch keine wesentliche Sehverbesserung bewirken können.
Kantenfilter
Wenn ein Kantenfilter integriert ist, kann das für das Sehen angenehm sein (weniger Blendung) und eventuell auch das Kontrastsehen verbessern. Kantenfilterbrillen (auch mit Seitenschutz und Stärke) gibt es aber deutlich preiswerter.
Aufgrund dessen werden Brillen mit diesen Gläsern vermutlich bei den allermeisten AMD-Patienten nicht das leisten können, was der Anbieter verspricht und ein ausführliches Testen sollte vor einem Kauf erfolgen.
Quellen:
Blickpunkt Aktuell - News für die Beratung sehbehinderter und blinder Menschen, Herausgeber: DBSV - Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V.
Prof. Dr. von Handorff, Beuth Hochschule für Technik Berlin